Vor gut einer Woche
konnten wir uns dank des Pfingstfestes über ein verlängertes Wochenende freuen.
Ein Wochenende, das mein Mann und ich unter anderem für eine Probefahrt in
einem Cabrio genutzt haben, Wolken, Wind und Sonne direkt ausgesetzt.
Aber der Reihe nach: worum geht es bei Pfingsten?
Traditionellerweise feiert „die Kirche“ ihren "Geburtstag"; ursprünglich
aber geht es um das Empfangen des Heiligen Geistes, um Erleuchtung.
El Greco,
Schöpfer des Anfang des 17. Jahrhundert entstandenen Bildes, wählte für die
Darstellung des Unfassbaren, eben des Geistigen, die Form kleiner Flammen, die
wie Tropfen über den Häuptern der Jünger und Marias schweben. Auf die
geschlechtliche Zuordnung, auf eine konkrete Personifizierung wurde verzichtet
und die Abstraktion bevorzugt.
Hätte wahrscheinlich auch etwas merkwürdig
ausgesehen, wenn lauter kleine Kerlchen über den erleuchteten Häuptern zu sehen
wären.
Maria steht zudem im Zentrum des Bildes – nicht abseits; empfängt wie
die Jüngerschar den Segen des Himmels. Fast könnte man meinen, dieses Gemälde
beschreibe eine Zukunft, mit der sich die katholische Kirche ja immer noch
recht schwer tut. (Im Säkularen bedürfen wir der "Quote".) Andere
christliche Glaubensrichtungen, die in einigen Punkten schon weiter sind,
dürften allerdings kaum die männliche Interpretation von Trinität in Frage
stellen. Aber warum
eigentlich „Der Geist“, "Der
Vater", "Der Sohn"?
Lässt sich Autorität glaub-würdig nur männlich vorstellen und v.a.
empfinden? Auch heute?
Bei genauer Lektüre
des Neuen Testaments fällt jedoch auf, dass sehr viele Frauen eine spirituelle
Entwicklung durchlaufen. Unter Berücksichtigung des kulturellen und historischen
Hintergrunds, dem die Geschichten ihre Entstehung und spätere schriftliche Fixierung verdanken, muten die Evangelien
nahezu revolutionär an: so begegnete als erste Maria Magdalena dem
Auferstandenen nach der Kreuzigung. Die männliche Gefolgschaft, die Jünger nämlich, wollten die Nachricht zunächst
nicht glauben. Eine Samariterin erkannte dagegen schon zu einem früheren Zeitpunkt,
über Stammesgrenzen hinweg, wer ihr da am Brunnen begegnete.
Alles Zufall? Wie
wäre es – nur mal so zum Ausprobieren –, die männliche Form durch eine neutrale
zu ersetzen: Das Göttliche, Das
Allmächtige, Das Geistige, Das Schöpfende? Statt also einen „Vater" im "Himmel“ zu adressieren und dabei möglicherweise vage die Erscheinung eines
älteren Herren mit langem weißen Bart vor Augen zu haben, ließe sich z.B. ein „Göttliches im Himmel“ einsetzen. Gewiss
eine Herausforderung!
Vielleicht
sogar eine Überforderung; denn die männlich personifizierte Vorstellung des Allerhöchsten, tief im kollektiven Bewusstsein verankert, dürfte auch bei nicht religiös oder gar kirchlich orientierten ZeitgenossInnen die Grundlage für das eigene Autoritätsverständnis bilden.
Dieses im Cabrio
denkend, unter blauem Himmel, tauchte die Frage auf, warum es Mädchen und
Frauen scheinbar so schwer fällt, sich in vermeintlich männliche Welten hinein
zu denken.
In vielen naturwissenschaftlichen und technischen Bereichen zum
Beispiel wird die männliche Sichtweise als die einzig wahre vermittelt. Ob
Drehmoment, Newtonmeter oder PS; stets gilt die absolute Zahl, des Größer–Weiter–Mehr als das eigentlich
Wertvolle und nur selten steht der komplexe Zusammenhang einer nützlichen
Funktionalität in Relation zur restlichen Welt im Vordergrund – das
beziehungsstiftende Warum-und-Wozu.
Meist ist in schicken Werbefilmen ein FahreR allein auf weiter Strecke
unterwegs, auf Straßen, die nur um 5:00 Uhr früh so leer sein können.
Gerade
Sportwagenhersteller könnten bei der Zielgruppe Frauen punkten, wenn sie den
Segen dieser Ingenieursleistung zum Beispiel beim raschen Überholvorgang auf
einer solchen Landstraße anschaulich machten. PS und Newtonmeter sorgen nämlich nicht allein
für den Geschwindigkeitsrausch, sondern auch für erfahrbare Sicherheit in
heiklen Situationen. Gleichzeitig ließen sich auf diese Weise die nachwachsende
Mädchengeneration indirekt für Technik interessieren, aufwendige MINT-Programme
unproblematisch flankieren und neue Identifikationsmodelle schaffen – jenseits
gängiger Klischees.
Nicht nur Wirtschaft könnte zunehmend weiblich buchstabiert
werden, auch die naturwissenschaftlichen und technischen Berufsfelder könnten
davon profitieren. Das Denken in Beziehungen – häufig dem Weiblichen
zugesprochen - lässt sich nicht nur im Bereich der Erziehung oder Pflege
verwirklichen, sondern dank eines erweiterten Horizonts durchaus auch im Ingenieurswesen.
Das Geistige weht eben wo es will....
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