„Frauen sind nicht
eine von vielen Minderheiten, die man managen muss, sie stellen in Deutschland
sowohl eine Mehrheit gut ausgebildeter Talente als auch eine Konsummehrheit.
'Geschlechter – Diversity' ist ein Widerspruch in sich. Es gibt nur zwei
Geschlechter. Entweder Ihr Unternehmen hat ein ausgewogenes Verhältnis der
beiden oder nicht. Das muss nicht unbedingt 50:50 bedeuten. (...) Aber es ist
in jedem Fall näher an 50:50 als an 90:10. Behandeln Sie Frauen entsprechend.“ fordert Avivah
Wittenberg-Cox in ihrer Kolumne in der Juniausgabe des manager magazins.
ManagerInnen und
UnternehmerInnen kommen aber selbst dort kaum vor - auch wenn die aktuelle Ausgabe
(07/2012) das schöne Konterfei Maria Furtwänglers zeigt und mit ihr als Gattin
Hubert Burdas, Chef des gleichnamigen Verlags, für die Titelgeschichte „Die
Macht der Medienfrauen“ wirbt. Neben dem genannten Artikel und einem
lesenswerten Interview mit der Schauspielerin konzentrieren sich die restlichen
31 Beiträge auf das Wirken von Männern in der Wirtschaftswelt.
Bereits die
redaktionelle Entscheidung, Maria Furtwängler insgesamt drei Mal abzubilden –
die Bluse immer weiter geöffnet - bestätigt das Klischee, dass nur attraktive
Frauen der weiteren Wahrnehmung wert sind. Die Tatortkommissarin und engagierte
Verlegergattin gibt auf der Titelseite zunächst nur wenig Dekolletée preis; im
Inhaltsverzeichnis dagegen, umrahmt von Herren in deutlicher Pose des eigenen
Machtbewusstseins, sind wir schon einen Knopf weiter und schließlich,
kombiniert mit dem Interview, ist nun endlich die BH- Grenze zu sehen. Die
echten Verlegerinnen sehen anders aus. Vielleicht ließe sich das nächste Mal –
umgekehrt – Josef Ackermann auf der Titelseite durch George Cloony
ersetzen....?
Aber wer will denn
so kleinlich sein?
Beim
oberflächlichen Durchblättern von Wirtschaftswoche, Capital oder manager
magazin zeigt sich, dass das Verhältnis 50:50 noch keineswegs erreicht
ist. Visuell kommen Frauen auf Abbildungen in Artikeln der aktuellen
Ausgabe insgesamt 14 mal vor (davon 3 Fotos von Maria Furtwängler) Männer sind
hingegen in abgelichteter Form 58 mal vertreten, was einem Verhältnis 80:20
deutlich näher kommt. In der Ausgabe vom Juni reduziert sich die Anzahl
abgebildeter Managerinnen und/oder Unternehmerinnen auf ganze 3 (96:4). Von
insgesamt 33 Beiträgen stammen in der Juniausgabe immerhin 8 von
JournalistInnen. Ganze zwei Artikel nehmen jeweils eine Managerin und eine
Unternehmerin in den Fokus.
Aber auch die
Werbung zeigt wo, die eigentliche Leserschaft der Magazine verortet wird. Neben
Armbanduhren und Autos – durchgängig männlich beworben - findet sich z.B. in
der Wirtschaftswoche kein Produkt, das Frauen zur Zielgruppe hat. Im manager
magazin: ein Ring (06/12) und ein Armband (07/12). Beides wohl eher als
Mitbringsel für die Partnerin gedacht. Akteurinnen in den Führungsetagen
dürften sich kaum angesprochen fühlen. Für sie käme vielleicht eher eine
elegante Laptoptasche infrage oder das leichte Business Gepäck…
Singapore Airlines macht Hoffnung
und bewirbt ihre Business Class mit einem Model in Businessoutfit und Laptop,
die von einer freundlichen Stewardess betreut wird. Die BMW-Group stellt
in ihrer personalisierten Kampagne auch Frauen vor, wenn es um das Thema
Nachhaltigkeit geht.
UnternehmerInnen
scheinen für die Berufung in die „Hall of Fame" (mm 07/12) eher
nicht in Betracht zu kommen. Die Bildergalerie sämtlicher Mitglieder offenbart,
dass seit 1992 nur 2 Frauen unter 53 Männern zu finden sind. Ließe sich unter
den sehr erfolgreich wirtschaftenden Verlegerinnen möglicherweise nicht die ein
oder andere Kandidatin finden? Ähnlich wie der jüngst berufene Michael Otto das
Werk seines Vaters, so hat auch eine Yvonne Bauer als Nachfahrin des
Firmengründers das Erbe verantwortungsvoll fortgeführt, ebenso wie Elfriede
Springer das ihres Mannes, oder Petra Grotkamp das ihres Vaters –
Kindererziehung inklusive.
Gerade
Wirtschaftsmagazine könnten ohne große Mühe die Präsenz weiblicher
Führungskräfte in der Wahrnehmung ganz selbstverständlich erhöhen - visuell und
berichtend. Eine Frauenquote von 30 Prozent oder gar ein Verhältnis von
50:50 wären ein aktiver Beitrag zum Bewusstseinswandel. Bei Männern und bei
Frauen, die für Vorbilder und Identifikationsmöglichkeiten dankbar wären. Und,
ganz nebenbei ließe sich auch die Zielgruppe und der Kundenkreis deutlich
erweitern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen