Mittwoch, 4. Juli 2012

Das waren die 25. und 26. Kalenderwochen: Frauenpräsenz in Wirtschaftsmagazinen?


„Frauen sind nicht eine von vielen Minderheiten, die man managen muss, sie stellen in Deutschland sowohl eine Mehrheit gut ausgebildeter Talente als auch eine Konsummehrheit. 'Geschlechter – Diversity' ist ein Widerspruch in sich. Es gibt nur zwei Geschlechter. Entweder Ihr Unternehmen hat ein ausgewogenes Verhältnis der beiden oder nicht. Das muss nicht unbedingt 50:50 bedeuten. (...) Aber es ist in jedem Fall näher an 50:50 als an 90:10. Behandeln Sie Frauen entsprechend.“ fordert Avivah Wittenberg-Cox in ihrer Kolumne in der Juniausgabe des manager magazins.
ManagerInnen und UnternehmerInnen kommen aber selbst dort kaum vor - auch wenn die aktuelle Ausgabe (07/2012) das schöne Konterfei Maria Furtwänglers zeigt und mit ihr als Gattin Hubert Burdas, Chef des gleichnamigen Verlags, für die Titelgeschichte „Die Macht der Medienfrauen“ wirbt. Neben dem genannten Artikel und einem lesenswerten Interview mit der Schauspielerin konzentrieren sich die restlichen 31 Beiträge auf das Wirken von Männern in der Wirtschaftswelt.
Bereits die redaktionelle Entscheidung, Maria Furtwängler insgesamt drei Mal abzubilden – die Bluse immer weiter geöffnet - bestätigt das Klischee, dass nur attraktive Frauen der weiteren Wahrnehmung wert sind. Die Tatortkommissarin und engagierte Verlegergattin gibt auf der Titelseite zunächst nur wenig Dekolletée preis; im Inhaltsverzeichnis dagegen, umrahmt von Herren in deutlicher Pose des eigenen Machtbewusstseins, sind wir schon einen Knopf weiter und schließlich, kombiniert mit dem Interview, ist nun endlich die BH- Grenze zu sehen. Die echten Verlegerinnen sehen anders aus. Vielleicht ließe sich das nächste Mal – umgekehrt – Josef Ackermann auf der Titelseite durch George Cloony ersetzen....? 
Aber wer will denn so kleinlich sein?

Beim oberflächlichen Durchblättern von Wirtschaftswoche, Capital oder manager magazin zeigt sich, dass das Verhältnis 50:50 noch keineswegs erreicht ist. Visuell kommen Frauen auf Abbildungen in Artikeln der aktuellen Ausgabe insgesamt 14 mal vor (davon 3 Fotos von Maria Furtwängler) Männer sind hingegen in abgelichteter Form 58 mal vertreten, was einem Verhältnis 80:20 deutlich näher kommt. In der Ausgabe vom Juni reduziert sich die Anzahl abgebildeter Managerinnen und/oder Unternehmerinnen auf ganze 3 (96:4). Von insgesamt 33 Beiträgen stammen in der Juniausgabe immerhin 8 von JournalistInnen. Ganze zwei Artikel nehmen jeweils eine Managerin und eine Unternehmerin in den Fokus.

Aber auch die Werbung zeigt wo, die eigentliche Leserschaft der Magazine verortet wird. Neben Armbanduhren und Autos – durchgängig männlich beworben - findet sich z.B. in der Wirtschaftswoche kein Produkt, das Frauen zur Zielgruppe hat. Im manager magazin: ein Ring (06/12) und ein Armband (07/12). Beides wohl eher als Mitbringsel für die Partnerin gedacht. Akteurinnen in den Führungsetagen dürften sich kaum angesprochen fühlen. Für sie käme vielleicht eher eine elegante Laptoptasche infrage oder das leichte Business Gepäck…
Singapore Airlines macht Hoffnung und bewirbt ihre Business Class mit einem Model in Businessoutfit und Laptop, die von einer freundlichen Stewardess betreut wird. Die BMW-Group stellt in ihrer personalisierten Kampagne auch Frauen vor, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht.

UnternehmerInnen scheinen für die Berufung in die „Hall of Fame" (mm 07/12) eher nicht in Betracht zu kommen. Die Bildergalerie sämtlicher Mitglieder offenbart, dass seit 1992 nur 2 Frauen unter 53 Männern zu finden sind. Ließe sich unter den sehr erfolgreich wirtschaftenden Verlegerinnen möglicherweise nicht die ein oder andere Kandidatin finden? Ähnlich wie der jüngst berufene Michael Otto das Werk seines Vaters, so hat auch eine Yvonne Bauer als Nachfahrin des Firmengründers das Erbe verantwortungsvoll fortgeführt, ebenso wie Elfriede Springer das ihres Mannes, oder Petra Grotkamp das ihres Vaters – Kindererziehung inklusive.

Gerade Wirtschaftsmagazine könnten ohne große Mühe die Präsenz weiblicher Führungskräfte in der Wahrnehmung ganz selbstverständlich erhöhen - visuell und berichtend. Eine Frauenquote  von 30 Prozent oder gar ein Verhältnis von 50:50 wären ein aktiver Beitrag zum Bewusstseinswandel. Bei Männern und bei Frauen, die für Vorbilder und Identifikationsmöglichkeiten dankbar wären. Und, ganz nebenbei ließe sich auch die Zielgruppe und der Kundenkreis deutlich erweitern.

Links zu den 25. & 26. Kalenderwochen

Politik:

Missverständnisse in der Gleichberechtigungsdebatte
Ein Kommentar von Eugen Maus
Trotz des ansprüchlichen Namens ist die sogenannte Gleichstellungspolitik nur ein Programm, um einer Minderheit von Frauen Zugang zu Vorteilspositionen in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und anderen Bereichen zu verschaffen.

Frauen kommen nur langsam nach oben
Die Personalchefs der Dax-Konzerne legen ihren Fortschrittsbericht vor: In der Regel sind Männer in den Top-Etagen unter sich
Von Ileana Grabitz
Seit Monaten diskutieren Vertreter aus Politik und Wirtschaft mit Eifer darüber, wie der Frauenanteil in deutschen Führungsetagen endlich erhöht werden kann. Doch wie lange es wirklich braucht, bis die Führungsriegen spürbar weiblicher werden, beweist der Fortschrittsbericht, den die Personalchefs der Dax-30-Konzerne jetzt Familienministerin Kristina Schröder (CDU) in Berlin überreicht haben: Der Liste zufolge, in der jedes einzelne Unternehmen die Entwicklung des Frauenanteils im Vergleich der Jahre 2010 und 2011 dokumentieren musste, sind sprunghafte Verbesserungen bislang ausgeblieben.

Die vergessene Anti-Herdprämie
Der Gesetzgeber hat vor Jahren den Kinderbetreuungszuschuss geschaffen. Unternehmen können seitdem ihren Mitarbeitern etwas zahlen, damit sie leichter Beruf und Familie in Einklang bringen können. Nur wenige wissen das - Unternehmen wie Berufstätige.

Hauptstadt:

Wirtschaft:

Frauen in Spitzenjobs: Niedersachsen hinten
Osnabrück. Beim Anteil von Frauen in Führungspositionen liegen die Region Osnabrück-Emsland und ihre Nachbarkreise knapp unter Landes- und deutlich unter Bundesdurchschnitt. Das hat die Studie „Frauen in Führung“ der Hochschule Osnabrück und des Auskunftsdiensts Hoppenstedt Firmeninformationen ergeben, deren Ergebnisse unserer Zeitung vorliegen.

WIRTSCHAFT PLANT FAMILIENFREUNDLICHERE PERSONALPOLITIK
Betriebs-Kita sorgt für Rendite
Immer mehr Firmen schlagen Alarm: Fachkräfte werden rar. Selbst in Metallbetrieben werden nun zunehmend Frauen ein gestellt. Um Familie und Beruf besser in Einklang zu bringen, haben jetzt in Tübingen Wirtschaft und Politik ein Bündnis geschlossen.

Telekom verteidigt geplanten Job-Abbau in Zentrale
dpa
Bonn - Telekom-Personalvorstand Marion Schick hat den geplanten Abbau von bis zu 1300 Jobs in der Bonner Konzernzentrale verteidigt.
"Eine groß und breit aufgestellte Zentrale entspricht nicht mehr unserer Steuerungsphilosophie als internationaler Konzern", sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und fügte hinzu: "Wir geben Kompetenzen ab an Serviceeinheiten, weil viele Themen lokal vor Ort entschieden werden müssen, wo die Kompetenzen sitzen." Die Telekom habe aber große Erfahrung mit Restrukturierungen: "Wir haben es immer geschafft, den Personalabbau sozialverträglich umzusetzen." Das solle auch für die Zentrale gelten.

Elterngeld: Erwerbstätigkeit von Frauen führt zu höherer Väterbeteiligung
WIESBADEN – Für mehr als jedes vierte Kind (25,3 %) der insgesamt 678 000 im Jahr 2010 geborenen Kinder hat der Vater Elterngeld in Anspruch genommen. Damit hat die Väterbeteiligung einen neuen Höchststand erreicht. Entscheidenden Einfluss auf die Frage, ob Mutter und Vater Elterngeld in Anspruch nehmen oder ob nur die Mutter die Leistung bezieht, hat die Erwerbstätigkeit von Frauen in den zwölf Monaten vor der Geburt ihres Kindes.

Aus für insolvente Drogeriemarktkette
"Schlecker-Frauen können ihre Läden mit erhobenem Haupt zusperren"
Von Max Hägler
Gewerkschaften sind zwar mächtig, aber alle Macht hat den Schlecker-Frauen am Ende nicht geholfen. Für den Soziologen Klaus Dörre ist klar, dass die Arbeitgeber noch lernen müssen, das Potenzial der Angestellten zu nutzen. Woran das Unternehmen Schlecker gescheitert ist.

Frauen wollen Karriere! Unternehmen auf der Suche nach strategischen Lösungen
Autor: idw
Über die Karrierechancen von Frauen in der Wirtschaft wird gegenwärtig intensiv diskutiert. Ob es aber wirklich zu nachhaltigen Veränderungen kommt, steht derzeit noch in den Sternen. Skeptiker wenden oft ein, dass Frauen weniger karriereambitioniert seien als Männer. Dagegen zeigen die neuesten Forschungsergebnisse des BMBF-Projekts „Frauen in Karriere“: Frauen wollen Karriere machen – wenn die Unternehmen für die entsprechenden Bedingungen sorgen. Über geeignete Strategien haben sich 150 hochrangige VertreterInnen aus Wirtschaft und Wissenschaft auf einer Konferenz am 29. Juni bei der SAP AG in Walldorf ausgetauscht.

EU-Kommissarin zur Quote
"Es gibt Top-Frauen für die Wirtschaft"
Interview: Christine Demmer
Viviane Reding ist mit ihrer Geduld am Ende: Seit mehr als zehn Jahren kündigen Unternehmen an, freiwillig mehr Frauen in Führungsgremien zu holen, passiert ist seither wenig. Im Interview rechnet die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission mit der Wirtschaft ab und erklärt, warum sich ohne gesetzliche Quote der Frauenanteil in Führungspositionen nicht ändern wird.

"Selbst Frauen vollbringen keine Wunder"
Telekom-Vorstand Marion Schick über den Kampf der Geschlechter, den Personalabbau in der Zentrale und E-Mails am Wochenende
Frau Schick, die Telekom hat jetzt zwei Frauen im Vorstand. Retten Sie den Konzern? Das ist überhaupt nicht nötig. Und niemand erwartet das. Angeblich steigern gemischte Teams an der Spitze die Performance, so behaupten Studien. Davon bin ich überzeugt. Aber wenn das heißen soll, dass Frauen das Doppelte und Dreifache leisten, lehne ich das ab. Fachlich sollen sie herausragen, die Kultur in Unternehmen verändern, nicht vermännlichen, die Welt retten und zugleich zu Hause die perfekte Mutter und Hausfrau geben..
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24.06.2012, Nr. 25, S. 35

Gesellschaft:

Orsine Mieland ist neue Aufsichtsratsvorsitzende der WeiberWirtschaft eG
Die Geschäftsführerin einer Berliner Tischlerei ist der WeiberWirtschaft seit vielen Jahren als Genossenschafterin verbunden. Als Aufsichtsratsvorsitzende wird Orsine Mieland den Vorstand künftig vor allem bei der Weiterentwicklung von Projekten zur Förderung von Existenzgründerinnen und Unternehmerinnen kritisch begleiten. Dabei stützt sie sich u.a. auch auf Erfahrungen und Netzwerke aus ihrem umfangreichen ehrenamtlichen Engagement, wie etwa beim Förderverein der EAF oder der Tischler-Innung.

Regionale Bündnisse: Bundesfamilienministerium startet größtes Unternehmensbündnis für Frauen
Beste Karrierechancen für Frauen in zehn Regionen Deutschlands
Morgen (Dienstag) geht Deutschlands größtes Unternehmensbündnis für mehr Frauen in Führungspositionen an den Start. 100 Unternehmen quer durch alle Branchen beteiligen sich an dem dreijährigen Modellprojekt. Die "Regionalen Bündnisse" investieren in die  Zukunft ihrer Region: Politik und Wirtschaft verpflichten sich in einer Gemeinsamen Erklärung, die Karriereentwicklung von Frauen zu fördern und Strukturen für mehr Chancengleichheit zu schaffen.

MÄNNER UND FRAUEN
Sprachbarrieren? Kollegen brauchen Klartext
Berit Waschatz  
Männer und Frauen verstehen sich im Job oft nicht. Doch die Sprache des jeweils anderen kann man lernen- ohne sich ein Wörterbuch kaufen zu müssen.

Die Männer der Quotenfrauen
Von Anne Guhlich Oberndorf.
Frauen stehen der Wirtschaft gut. Darum kümmern sich die Unternehmen zunehmend um mehr weibliches Führungspersonal. Viele Männer fühlen sich dabei ziemlich vernachlässigt."Sicher verdanken einige Millionäre ihren Erfolg ihren Frauen", hat der US-amerikanische Komiker Danny Kaye einmal gesagt. "Aber die meisten verdanken ihre Frauen dem Erfolg." Kaye ist 1987 verstorben. Der erste Teil des Zitats wirkt so modern wie ein Telefon mit Drehscheibe. Was gilt für den zweiten?

Jeder fünfte Professor ist eine Frau
Berlin – Der Anteil von Frauen bei den Professorenstellen lag im Jahr 2000 bei rund zehn Prozent, er hat sich seitdem auf etwa 20 Prozent verdoppelt. Das berichtet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf einer Fachtagung in Berlin.

Literatur:

GESCHLECHTERROLLEN
"Die Geschlechterlüge": Frauen sind doch nicht anders ...
Armgard Seegers  
...und Männer auch nicht. Das behauptet jedenfalls die Neurowissenschaftlerin Cordelia Fine in ihrem Buch "Die Geschlechterlüge".


Gesundheit:

Deutscher Ärztinnenbund wehrt sich gegen Betreuungsgeld
Berlin – Gegen das umstrittene Betreuungsgeld hat sich der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) ausgesprochen. „Das Betreuungsgeld steht dem Bild der modernen berufstätigen Ärztin diametral entgegen und festigt überkommene Rollenbilder“, kritisierte die DÄB-Präsidentin Regine Rapp-Engels.

Report: Medikamentensucht per Rezept bei vielen Frauen
Berlin (dpa) - Fragwürdige Verordnungen starker Medikamente machen Frauen weit häufiger süchtig als Männer. Das geht aus dem neuen Arzneimittelreport 2012 der Krankenkasse Barmer GEK hervor.
Vor allem Tablettensucht sei bei Patientinnen weiter verbreitet, teilten die Autoren am Dienstag in Berlin mit. «Wir werden mit den Ärzten reden müssen», sagte der Vize-Chef von Deutschlands größter Kasse, Rolf-Ulrich Schlenker.

Frauen öfter tablettensüchtig
VON CHRISTIAN SPOLDERS
Berlin (RP). Frauen bekommen in Deutschland zwei- bis dreimal mehr Psychopharmaka und Schlafmittel als Männer verschrieben. Aus diesem Grund gleiten sie häufiger in die Tablettensucht ab. Das geht aus dem Arzneimittelreport der Barmer GEK hervor.

Neues Gender-Curriculum für Medizinstudierende in Ulm
Ulm – Ab dem kommenden Wintersemester soll geschlechterspezifische Medizin Einzug in den Stundenplan der Medizinstudierenden in Ulm halten. „Bestimmte Krankheiten kommen bei Frauen und Männern nicht nur unterschiedlich häufig vor, sondern äußern sich auch durch verschiedene Symptome“, erläutert Anja Böckers, eine der Initiatorinnen des neuen Curriculums.

Der Standpunkt zur Gender-Medizin
Der kleine Unterschied
Frauen bekommen mehr Psychopharmaka: Diese Ergebnisse einer neuen Studie mögen ihre Gründe haben. Doch allein die schiere Menge verschriebener Substanzen erfordert von Ärzten, ihr Verordnungsverhalten zu überdenken, meint Anno Fricke.

Ausland:

Wo Frauen am schlechtesten leben
Am besten geht es Frauen in Kanada: Sie haben den besten Zugang zu Bildung - die Voraussetzung für finanzielle Unabhängigkeit. Auch, wenn selbst in Kanada Frauen noch nicht das gleiche Geld für die gleiche Arbeit bekommen wie Männer, so sind doch immerhin 62 Prozent aller Universitäts-Absolventen Frauen. Ein Drittel aller Richter in Kanada sind Frauen. Und drei Viertel aller Frauen zwischen 15 und 49 benutzen Empfängnisverhütung.

Saudi-Arabien lässt Frauen zu Olympischen Spielen
Vorsichtiger Reform-Schritt von König Abdallah
Es kommt einer Revolution gleich: Erstmals will das Königreich Saudi-Arabien in diesem Jahr Frauen zu den Olympischen Spielen schicken. Das Nationale Olympische Komitee werde die Teilnahme von Athletinnen in London ermöglichen, wenn sie sich qualifizieren können, zitierte die BBC aus einer Erklärung der saudiarabischen Botschaft in London. Wahrscheinlich trifft dies aber nur auf eine einzige Frau zu.