Freitag, 23. November 2012

Männliche oder weibliche Blutzelle.... ?


Wussten Sie, dass Aspirin bei Männern prophylaktisch gegen Herzinfarkt wirkt, bei Frauen jedoch das Schlaganfallrisiko herabsetzen kann?

Im Bereich der pharmazeutischen Forschung scheinen tradierte und als selbstverständlich geltende Ansätze einer fundamentalen Neuausrichtung zu harren. Während sich das Studiendesign in den 1980er Jahren zur Untersuchung entzündungshemmender Wirkstoffe ausschließlich auf männliche Tiere und Patienten beschränkte, zeigt eine neuere Prüfung der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dass hier Potential verschenkt wurde. In der weiblichen Blutzelle fehlt schlicht das Testosteron, das es männlichen Blutzellen leichter macht, mit einer Entzündung fertig zu werden. Ein pharmazeutischer Wirkstoff hätte diese Rolle im weiblichen Organismus übernehmen und möglicherweise vielen an Allergien erkrankten Frauen das Leben erleichtern können, Dank einseitiger Versuchsanordnung, die weibliche Tiere und damit weibliche Blutzellen (wie selbstverständlich?) ausschloss, blieb eine Zulassung für den Wirkstoff versagt und Entwicklungsgelder schienen zunächst vergeblich investiert.

Überhaupt offenbarten die Vorträge während des Symposiums "Gendermedizin 2012" am Institut für Geschlechterforschung in der Medizin (GiM) der Charité in Berlin, dass der weibliche Organismus vermutlich nur im Bereich der Gynäkologie eine angemessene Beachtung findet und eine Zusammenschau der physiologischen Zusammenhänge eher ein Novum sind.

Wer aber bestimmt, welche Fragen wie in der Forschung gestellt werden? Dass sich das weibliche und männliche Gehirn unterscheiden, ist seit rund 100 Jahren bekannt. Dem im Schnitt 100g leichteren weiblichen Gehirn wurde lange Zeit schlicht die Fähigkeit zur höheren Intelligenz abgesprochen – nach dem bequemen Motto: Quantität gleich Qualität. Das traut sich nun keiner mehr zu sagen. Dass sich das männliche Gehirn leichter mit der Erfassung von Strukturen tut, während Frauen eher über ein besseres Sprachgedächtnis verfügen, stellte  Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer als den heutigen wissenschaftlichen Standard vor. 
Hier sei die ketzerische Frage erlaubt, ob nicht eine erzieherische und gesellschaftliche Beeinflussung – also eben der Gendereffekt – umgekehrt gerade die entsprechenden Gehirnareale besonders bevorzugt? Oder ob tatsächlich die physiologische Veranlagung bestimmte Reize von vornherein begünstigt und damit die dafür zuständigen Bereiche besonders stark ausbildet? Das könnte wiederum zu der Frage verleiten, inwieweit die Ansprache von Mädchen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht und die der Jungen in den Fächern Deutsch und Fremdsprachen zu gestalten wäre, um ein nachhaltiges Interesse zu wecken? 
Aber zurück zur Medizin: die Fähigkeit und das Bedürfnis die vielfältigen Symptome zu beschreiben, wie sie eine Frau im Falle eines Herzinfarkts bei sich beobachtet, kann in der Notaufnahme zur Falle werden und eine adäquate Behandlung verzögern – wenn nicht verhindern, wie die Direktorin des GiM, Prof. Dr. Vera Ragitz-Zagrosek, schilderte. Denn auf die "typischen", beim "männlichen" Infarkt auftretenden Symptome trainiert, fehlt in der Praxis (noch) die Routine, um die Schilderungen schnell genug zuordnen zu können und eine Fehldiagnose zu vermeiden. Würde das Infarktrisiko auch für Frauen deutlicher wahrgenommen, ließen sich durch rechtzeitige Prävention nicht nur die Sterblichkeitsraten reduzieren, sondern die Erkrankung womöglich vermeiden und somit die für die Behandlung anfallenden Kosten sparen. Das ist die gute Nachricht: Frauen stehen – rollenbedingt – präventiven Maßnahmen offener gegenüber und wären als Arbeitskraft (Stichwort: demographische Entwicklung) länger am Markt.
Möglicherweise müssten die Kosten, die für die Erhaltung oder Wiederherstellung von Gesundheit neu ermittelt werden. Frauen profitieren von einer Akupunkturbehandlung z.B. bei chronischen Schmerzen deutlich mehr als Männer und sind damit kosteneffizienter, stellte Prof. Dr. Claudia Witt fest.
Um in der Forschung die Fragen vollständig (wissenschaftlich) zu stellen und den daraus resultierenden Erkenntnissen Einzug in den medizinischen Versorgungsalltag zu ermöglichen, bedarf es wohl auch hier mehr Frauen auf den Chefsesseln. "Wir brauchen eine feste Quote in den Leitungspositionen der Medizin!"  fordert Prof. Dr. Gabriele Kaczmarczyk, Gründungsmitglied des Netzwerks "Frauengesundheit Berlin". Warum führende Positionen in Fachgesellschaften (selbst im Bundesverband der Frauenärzte), in Krankenhäusern oder in der Lehre noch immer so sparsam mit Frauen besetzt werden, lässt sich angesichts der deutlich überwiegenden Zahl von Frauen, die den Arztberuf ergreifen und auch sonst die meisten Beschäftigten im Gesundheitswesen stellen, kaum schlüssig erklären. Sie tragen erheblich zu den 11 Prozent bei, die die  Gesundheitswirtschaft zum Bruttoinlandsprodukt beisteuert. Zu wenig qualifizierte Frauen? Eine Brüsseler Frauenquote könnte durchaus auch hier beschleunigende Wirkung entfalten.

Und hier die gute Nachricht: Julia Seifert ist die neue Vizepräsidentin des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen (BDC).   http://www.facharzt.de

Links zum Thema:

Gendermedizin: Rosa Pillen, blaue Pillen

Donnerstag, 22. November 2012

Das waren die 45. - 46. Kalenderwochen


Politik:

GESETZ DURCHGEWUNKEN
Frauenquote für Aufsichtsräte
Ein Erfolg für Viviane Reding: Die EU-Justizkommissarin boxte am frühen Mittwochmorgen einen Gesetzesvorschlag durch, wonach bis zum Jahr 2020 alle Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen in Europa zu 40 Prozent mit Frauen besetzt sein müssen.

Kompromiss: EU einigt sich auf Frauenquote
40 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten: Die EU hat sich auf eine Frauenquote geeinigt. Es ist ein Erfolg für EU-Kommissarin Viviane Reding, die lange für die Quote gekämpft hat. Doch es ist eben auch ein Kompromiss, der es in der Praxis schwer haben wird.

Frauen in Führungspositionen: Merkel bremst Brüsseler Frauenquote
EU-Kommissarin Viviane Reding legt einen entschärften Gesetzentwurf zur Frauenquote vor. In Deutschland beißt sie damit auf Granit: Bundeskanzlerin Angela Merkel sperrt sich gegen eine starre Quote in Aufsichtsräten. Auch andere Länder drohen mit Blockade.
von Christiane von Hardenberg, Berlin

Reding wirbt um deutsche Zustimmung für Frauenquote
Merkel zeige, "dass Frauen hervorragend managen können"
EU-Justizkommissarin Viviane Reding wirbt um die Zustimmung der Bundesregierung für die von ihr vorgeschlagene Frauenquote in den Aufsichtsräten von Unternehmen in Europa. Sie habe nach Kräften dafür gesorgt, dass die Regelung eine "deutlich christdemokratische Handschrift" trage, sagte Reding der "Welt".

Künast: Schröder schadet Frauen und Wirtschaft
Berlin (dapd). Grünen-Fraktionschefin Renate Künast wirft Familienministerin Kristina Schröder (CDU) Untätigkeit in der Frauenpolitik vor. Mit ihrer Kritik an der Frauenquote versuche Schröder zu kaschieren, "dass die Bundesregierung in Sachen Chancengleichheit und Frauenquote nichts, aber auch gar nichts hinbekommen hat", sagte Künast der Nachrichtenagentur dapd.



Ökologie, Politik für das Alter und Anerkennung von Erziehungszeiten: Diese Themen sind den Frauen im Südwesten wichtig. Das hat die CDU im Land bei einer Umfrage herausgefunden.
Die Studie fragte nach den Themen, die die Frauen am meisten umtreiben. Siehe da: Männern wie Frauen sind die meisten Themenfelder fast gleich wichtig. Überraschung: Im Bereich Wirtschaft liegen Grüne und CDU in der Kompetenzzuweisung gleich auf.

Ernüchternde Umfrage
CDU will mehr auf Frauen hören
Andreas Müller
Stuttgart - Die Südwest-CDU will ihre Politik stärker an den Wünschen von Frauen ausrichten und die Position von Frauen in der Partei stärken. Diesen Schluss zieht der Landesvorsitzende Thomas Strobl aus internen Erhebungen, nach denen die Union insbesondere bei Wählerinnen erhebliche Akzeptanzprobleme hat.

„Frauen zwischen 25 und 45 sind für uns momentan schwer zu erreichen“
Die CDU will Frauen mehr in den Fokus rücken – Maria Blaseg, Vorsitzende der Frauenunion im Kreis, findet das gut
WALDBURG / mst Frauen wählen lieber Grün. Zumindest war das bei der Landtagswahl 2011 der Fall. Warum das so ist, wollte die Landes-CDU in einer Umfrage herausbekommen. „Frauen im Fokus“ heißt das Projekt, bei dem 3500 Menschen weiblichen Geschlechts auf der Straße, im Internet und am Telefon interviewt wurden.

HITZIGE DEBATTE
Betreuungsgeld ist beschlossen
Das Betreuungsgeld ist beschlossen. Nach einer hitzigen Debatte stimmte der Bundestag am Freitag für die neue Leistung.
Ab August 2013 werden damit Familien für ihre Kinder im Alter von einem bis drei Jahren, die nicht in einer öffentlichen Kita betreut werden, eine monatliche Barleistung von zunächst 100 Euro erhalten. Die Opposition hatte das strikt abgelehnt.

Quote: Frauen brauchen keinen Steigbügelhalter
In der derzeitigen Diskussion um Frauenquoten in Wirtschaft und Politik haben sich auch zahlreiche Kandidaten und Funktionsträger der Bayernpartei geäußert. Starre Quoten werden zwar einhellig abgelehnt, allerdings wünschen sich viele eine höhere Wertschätzung für Frauen im Berufsleben und eine gleiche Bezahlung.




Wirtschaft:

Starke Frauen mit Mut und Leidenschaft
Kerkow (os) Erstarren Wirtschaft, Handel und Politik unter dem Einfluss der Männerwelt? Oder können sich starke Frauen mit eigenen Ideen durchsetzen? Diesen Fragen geht jetzt die Arbeitsagentur Eberswalde nach. Sie befragt Frauen in Uckermark und Barnim, die in Spitzenpositionen tätig sind.

Beitritt des Saarlandes zum Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen
Autor:idw
„Heute ist das Saarland offiziell dem nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen beigetreten. Dies sei ein wichtiger Schritt, um MINT-Berufe insbesondere für Frauen attraktiver zu machen und das Potenzial von Frauen für naturwissenschaftliche Ausbildungen noch besser als bisher zu nutzen“, erklärte die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer vor der Landespressekonferenz in Saarbrücken.

Vor dem IT-Gipfel in Essen: Branche mit Personalsorgen
ESSEN (AFX) - Breitband-Internet, neue IP-Adressen, Telemedizin oder "Smart Grids" für die Energieversorgung - der siebte IT-Gipfel will Orientierung geben bei der Digitalisierung der Gesellschaft. Wenn Bundesregierung und IT-Branche am Dienstag (13.11.) in Essen zusammenkommen und über Stärken und Schwächen des Standorts Deutschland in Informationstechnik und Telekommunikation diskutieren, schwebt ein Thema über allen Runden: Der Fachkräfte-Mangel.

Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft wird neuer Partner von „Komm, mach MINT.“
Autor: idw
Karlsruhe: „Komm, mach MINT.“ – unter diesem Slogan wurde 2008 ein nationaler Pakt gegründet, der zum Ziel hat, das Bild der MINT-Berufe in der Gesellschaft zu verändern und mehr Frauen für naturwissenschaftliche und technische Studiengänge zu begeistern. Mit über 120 Partnern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien hat sich der Pakt seitdem zu einem ausgedehnten Netzwerk entwickelt, in dem Kooperationen gestartet, neue Kampagnen entwickelt und ein breiter Erfahrungsaustausch gepflegt werden.

Freiburger Kongress zu Frauen in Führungspositionen
Wie schaffen es mehr Frauen in Führungspositionen in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft? Darüber diskutierte eine Freiburger Zukunftswerkstatt unter Schirmherrschaft des Familienministeriums.
Dabei wurde deutlich, dass es vor allem in der Wissenschaft großen Nachholbedarf gibt. Es war kein lautes Murren, aber zumindest ein Grummeln, das aus dem Publikum zu hören war, als Martina Gräfin von Bassewitz auf die Flexi-Quote zu sprechen kam.

Josef Ackermann sieht Zurich hervorragend aufgestellt Appell an Wirtschaft und Politik, geeinigt aufzutreten
Trotz Gewinneinbruch im dritten Quartal sieht Verwaltungsratspräsident Josef Ackermann den Versicherungskonzern Zurich langfristig «hervorragend aufgestellt», wie er im Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagt.


Ausland:

Neue Kabinettsmitglieder für zweite Amtszeit
Obama sucht seine Superminister
Für seine zweite Amtszeit muss Barack Obama neue Mitarbeiter rekrutieren. Einige Minister ziehen das Privatleben der Politik vor. Wirtschafts- und Verteidigungsminister könnten Frauen werden.

Erstmals Frau an der Spitze von Interpol
Französin Ballestrazzi bisher Vize-Chefin für Europa
Erstmals steht eine Frau an der Spitze der internationalen Polizeiorganisation Interpol: Die 58-jährige Französin Mireille Ballestrazzi wurde in Rom bei einer Interpol-Generalversammlung gewählt, wie die Organisation mitteilte. Ballestrazzi war bisher bei Interpol die Vize-Vorsitzende des Exekutivkomitees für Europa.

VOLKSREPUBLIK
Weibliches China  
Eine Sendung über die Karrierechancen und das Leben chinesischer Frauen
In der Politik sind sie kaum vertreten, in der Wirtschaft dagegen schon: Chinas Frauen. 32 Prozent der höheren Management-Posten sind in China weiblich besetzt. Das liegt auch am Frauenbild in der Volksrepublik. Darüber diskutieren wir in der Redaktionskonferenz - und über die Frage, wie das Leben von Chinesinnen außerhalb von Wirtschaft und Politik aussieht.