Sonntag, 23. Dezember 2012

Das Göttliche, die Göttin, der Gott.....


So wäre es grammatikalisch wohl ungefährlich. An den vehementen Reaktionen lässt sich ablesen, dass Kristina Schröder an Grundfesten gerüttelt haben muss. DER GOTT heißt es oder: DER VATER – basta. So haben wir es gelernt. Sich ausgerechnet jetzt ein "DAS GOTT" vorstellen zu müssen, das seinen Sohn auf die Erde schickt? Nein! Das geht zu weit! So wurde der Bundesfamilienministerin für die geschlechtsneutrale Form direkt aus dem Vatikan "religiöser Analphabetismus" beschieden. 
Religion richtig buchstabiert, hieße demzufolge, die geistigen oder auch göttlichen Prinzipien oder schlicht den "Logos" ausschließlich männlich zu begreifen: der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Göttinnen sind erfolgreich mit dem sog. Heidentum abgeschafft worden. Wenigstens Maria hat im "Rosenkranz"-Gebet überlebt. 
Sprache und die damit evozierten Vorstellungen wirken mächtig und bilden Identität. Erklärte Atheisten lehnen den Glauben an einEN Gott ab und zweifeln, dass ein "Vater" oder gar "Herr" in das Schicksal des Universums, der Welt oder in das persönliche eingriffe. Würde aber ein Göttliches, ein nicht personifiziertes Geistiges ebenso selbstverständlich negiert? Zugegeben ein "Vater" und ein "Sohn" lassen sich greifbarer vorstellen – im Guten wie im Schlechten; beim "heiligen Geist" wird's schon schwieriger – auch für viele religiöse Nicht-Analphabeten. 
In archaischen Stammeskulturen, in denen die drei monotheistischen Religionen entstanden sind, konnte Göttliches nur in seiner männlichen Ausprägung gedacht werden. Welcher Stammesältester hätte sich denn einer GöttIN unterworfen? Seit rund 3000 Jahren wird also die höchste Autorität – egal ob man/frau daran glaubt oder nicht – männlich buchstabiert. Wer an dieser Vorstellung rüttelt – und sei es aus Versehen, dank unbeholfener Grammatik und überbordender Genderkorrektheit, dem droht der verbale Scheiterhaufen. Seit mindestens 3000 Jahren wird schließlich auch Autorität auf Erden – kommt es zum Schwur – mit einem männlichen Repräsentanten identifiziert, nicht selten völlig unabhängig von dessen tatsächlicher Integrität oder Persönlichkeit, die eben echte Autorität ausmachen. Der Blick in die Wirtschaftsseiten der letzten Woche offenbarte so manche Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich ein friedvolles und gesegnetes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Start für ein gesundes und glückliches 2013.



Sonntag, 9. Dezember 2012

"Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung"



Von wegen flexibel! Die von Kristina Schröder verteidigte Flexiquote macht den Eindruck einer Mogelpackung, wenn die vermeintliche Elastizität mit einer Art Pranger flankiert wird. Selbstgesetzte Ziele und tatsächliche Erfolge sind nun dank der Webseite www.flexi-quote.de des Bundesfamilienministeriums öffentlich. 

Mit offenem Visier geht dagegen der Deutsche Juristinnenbund vor.
Nach den tatsächlichen Ursachen für den bestürzend geringen Frauenanteil in der Führungsetage fahnden mit dem Projekt „Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung“ ehrenamtlich Mitglieder des djb. Ausgestattet mit dem Stimmrecht der Aktieneigentümerin oder auch des Aktieneigentümers stellten sie auch dieses Jahr auf 76 Hauptversammlungen börsennotierter Unternehmen empfindliche Fragen, deren Auswertung im November im Allianzforum vorgestellt wurde.

Konkrete Maßnahmen, wie mehr Frauen für die Wahl zum Aufsichtsrat vorgeschlagen werden können oder wie Frauen aus den eigenen Reihen für Vorstandspositionen vorbereitet werden, sollten seitens der Unternehmen benannt werden. Auch wollten die Juristinnen wissen, wie hoch der Frauenanteil unter den Beschäftigten ist und wie das Geschlechterverhältnis in den vier Führungsebenen unterhalb des Vorstandes. Ob Frauen in den Besetzungsgremien vertreten sind, wirkt sich z.B. entscheidend auf die weitere Entwicklung in den Aufsichtsräten aus. Anreizsysteme wie Bonuszahlungen, die an einer Erhöhung des Frauenanteils geknüpft sind, interessierten gleichfalls.

Die pauschalen und zum Teil recht ruppigen Antworten, folgen den üblichen Klischees - etwa dem der fehlenden ausreichend qualifizierten Frauen oder dem der mangelnden Bereitschaft, Führungsaufgaben in der Größenordnung überhaupt zu übernehmen. Hier lohnt ein näherer Blick auf das Rekrutierungsverhalten. Der Hinweis, beispielsweise, dass Wirtschaftsprüfer- und Rechtsanwaltskammern oder Datenbanken durchaus einen Fundus von 2044 Wirtschaftsprüferinnen und 51.585 Rechtsanwältinnen zur Verfügung stellen könnten, wurde wie folgt quittiert:

„Guter Hinweis.“

„Ich muss ehrlich sagen, gestehen, dass ich nicht im Traum daran denken würde, Kammern zu befragen. Nee, so viel Kenntnisse haben wir auch ohne Beziehung von Kammern.“

Aha!....  Qualifikation und nichts als Qualifikation....???
Pardon, aber das ist gelebte (Männer-)Quote und den damit verbundenen Automatismus, würden die meisten Frauen, v.a. jüngere, die noch fest an ihre Leistung glauben, für sich ablehnen. 
Stünde tatsächlich die Qualifikation im Vordergrund, wie stets behauptet, müsste auch mal vor die Tür geschaut werden. Und wenn schon nicht innerhalb des eigenen Unternehmens nach weiblichen Vorständen oder Aufsichtsratsmitgliedern gesucht wird (warum eigentlich nicht?), dann gibt es Datenbanken.

Da führende Posten meist mit Hilfe von Personalberatern besetzt werden, ließe sich der Aufwand spielend delegieren. Eine Studie des Bundesfamilienministeriums zeigt jedoch, dass es zwei „Typen“ von Personalberatern gibt. Große, international agierende Unternehmen, seit langem am Markt, sind sowieso gegen jegliche Quote und halten Frauen von Chefetagen eher fern. Einem durch und durch männlich dominierten Wertekanon und Kommunikationsverhalten verpflichtet, begibt man sich erst gar nicht auf eine echte Suche, sondern selektiert bei Kaminabenden und in altbekannten Netzwerken – in der festen Überzeugung, dem Kundenwunsch in tradierter Qualität zu entsprechen. Das System ernährt sich selbst.

Den wenigen AnwärterINnen wird im Bewerbungsgespräch schnell klargemacht, dass sie dem Druck und den persönlichen Anforderungen nicht gewachsen sind. Und schließlich "stellt" sich heraus, dass diese Frauen entweder "noch nicht reif" für die Posten sind oder vor Führungsaufgaben zurückschrecken.
Sollte sie es doch ganz nach vorne schaffen, wie z.B. Angelika Dammann oder sollte es ihr sogar gelingen, wie Barbara Kux dank – zugegeben – rigider Maßnahmen erfolgreich am Sparziel bei Siemens mitzuwirken, stören sie offenbar gewohnte Routinen und "verlassen" das Unternehmen - aber wer würde vertraglich zugesicherte Privatflüge oder ein ambitioniertes Sparziel bei – sagen wir mal – einem Hartmut Mehdorn in Frage stellen.....

Kleiner Test zum Schluss: Nennen Sie in 30 Sekunden mindestens eine Person mit der Sie den Begriff Kompetenz verbinden. Ganz ehrlich, welcher Name taucht zuerst auf?
Diese Aufgabe wurde einer meiner Gesprächspartnerinnen in einem Seminar gestellt. Drei von rund 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fiel spontan eine Frau ein....
Kompetenz wird eben wie selbstverständlich männlich buchstabiert...

Bleibt also nach wie vor die Hoffnung auf Brüssel und auf jüngere und kleinere Personalberatungsunternehmen, die einer gesetzlichen Quote positiv gegenüberstehen und keine Scheu haben, über den Tellerrand zu sehen.


Mary Schapiro
Abschied eines unbeugsamen Bankenschrecks
Amerikas oberste Finanz-Wächterin hinterlässt ihrer Nachfolgerin viel Arbeit. SEC-Chefin Mary Schapiro hat dieWall Street wieder das Fürchten gelehrt.
Sie war die erste Frau an der Spitze der US-Bankenaufsicht. Und sie lehrte den Banken wieder das Fürchten vor der Security and Exchange Commission (SEC).

Trennung von Barbara Kux:
Siemens trennt sich von Vorstandsfrau
Die erste Frau im Siemens-Vorstand erhält keinen neuen Vertrag. Mit der Trennung von Barbara Kux muss die Konzernführung einen eigenen Fehlgriff eingestehen.
von Angela Maier




Das waren die 47. - 48. Kalenderwochen


Politik:

NRW-STAATSPREIS
Monika Hauser gibt misshandelten Frauen Hoffnung
Eine große und mehr als verdiente Ehre!
Die Menschenrechts-Aktivistin und Frauenärztin Monika Hauser (53) aus Köln wird am Montag mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
Die Kölnerin, die mit ihrer Organisation Medica Mondiale seit fast 20 Jahren vergewaltigten Frauen in Kriegsgebieten hilft, sei „eine großartige Frau, die bewundernswerte Arbeit leiste“, sagte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD, die den Preis überreichen wird.

Gleichstellung der Homo-Ehe?
CDU positioniert sich dagegen
Sollen Homosexuellen-Paare steuerlich wie Eheleute behandelt werden? Eine Frage, die in der Union heftig diskutiert wird und auf dem anstehenden CDU-Parteitag neuen Ärger heraufbeschwören könnte. CDU-Chefin Merkel kommt nun mit einer Empfehlung aus der Deckung.

Merkel und Co.
Die CDU ist die Partei der starken Frauen
So weiblich war die CDU noch nie. Als Erfolgsrezept ihrer Kanzlerin werden weibliche Tugenden und eine Umgebung aus klugen Frauen ausgemacht. Der SPD-Herausforderer leidet hingegen angeblich an Testosteron, "Breitbeinigkeit" und männlichen Beratern.
Der Parteitag in der nächsten Woche wird eher der Huldigung einer Königin gleichen als einer demokratischen Versammlung, wenn er nicht repolitisiert wird – von Frauen. Die Quote und Mütterrenten sind die einzigen echten Kontroversen, die es im Kanzlerwahlverein noch gibt: Frauenthemen.

Wirtschaft:

Fachkräftemangel
Koalition will Gutscheinmodell für Haushaltshilfen einführen
Die schwarz-gelbe Koalition will Frauen nach der Elternzeit die Rückkehr in den Beruf erleichtern. Einem Pressebericht zufolge soll dazu über einen Zeitraum von 18 Monaten die Anstellung von Haushaltshilfen gefördert werden.
Die schwarz-gelbe Koalition will Frauen die Rückkehr in den Beruf erleichtern und dazu einem Magazinbericht zufolge die Anstellung von Haushaltshilfen fördern.

Freiburger Kongress zu Frauen in Führungspositionen
Wie schaffen es mehr Frauen in Führungspositionen in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft? Darüber diskutierte eine Freiburger Zukunftswerkstatt unter Schirmherrschaft des Familienministeriums.


Gesellschaft:

NRW-STAATSPREIS
Monika Hauser gibt misshandelten Frauen Hoffnung
Eine große und mehr als verdiente Ehre!
Die Menschenrechts-Aktivistin und Frauenärztin Monika Hauser (53) aus Köln wird am Montag mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

43.000 offenen Stellen
IT-Branche braucht mehr Frauen
Beim siebten IT-Gipfel in Essen steht der Fachkräftemangel im Mittelpunkt. 43.000 Stellen seien derzeit offen. Mehr als 1000 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wollen deshalb gemeinsam nach Lösungen suchen. Fest steht: Mehr Frauen braucht die Branche.

Bosses and fatherhood
Of corner offices and cribs
When your boss has a baby, watch your wallet
NEW parents are annoying. They think you want to hear about every gurgle and baby-step. But it could be worse. When your boss has a sprog, watch your wallet.


Bildung:

Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft wird neuer Partner von „Komm, mach MINT.“
Autor: idw
Karlsruhe: „Komm, mach MINT.“ – unter diesem Slogan wurde 2008 ein nationaler Pakt gegründet, der zum Ziel hat, das Bild der MINT-Berufe in der Gesellschaft zu verändern und mehr Frauen für naturwissenschaftliche und technische Studiengänge zu begeistern.

Gesundheit:

Ärztinnenbund für mehr Frauen-Studien
Prävention und HIV-Forschung vernachlässigen oft Situation von Frauen.
BERLIN. Die weltweite HIV-Forschung vernachlässigt nach Ansicht des Deutschen Ärztinnenbunds die Frauen. Dadurch wüssten Mediziner nicht genug, um betroffene Frauen angemessen behandeln zu können.

Im Vergleich zu Männern
Frauen-Herzen schmerzen anders
Herzinfarkte gehen europaweit zurück. Die einzige Gruppe, die steigende Infarktzahlen aufweist, sind jüngere Frauen. Eine Studie in Berlin soll nun zeigen, woran das liegt.
Von Anno Fricke

Eine andere Wahrnehmung
Von Anno Fricke
Was haben Prävention und geschlechtsspezifische Versorgungsforschung miteinander zu tun? Die Antwort lautet: viel! Die Schnittmenge ist groß. Die Zahl der Akteure, die darauf einwirken kann, ebenfalls. Sie reicht vom Gesundheitsministerium über die Hersteller von Arzneien bis zu den Ärzten.