Von wegen flexibel! Die von Kristina Schröder verteidigte Flexiquote macht den Eindruck einer Mogelpackung, wenn die vermeintliche Elastizität mit einer Art Pranger flankiert wird. Selbstgesetzte Ziele und tatsächliche Erfolge sind nun dank der Webseite www.flexi-quote.de des Bundesfamilienministeriums öffentlich.
Mit offenem Visier geht dagegen der Deutsche
Juristinnenbund vor.
Nach den tatsächlichen Ursachen für den bestürzend
geringen Frauenanteil in der Führungsetage fahnden mit dem Projekt
„Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung“ ehrenamtlich Mitglieder des djb.
Ausgestattet mit dem Stimmrecht der Aktieneigentümerin oder auch des
Aktieneigentümers stellten sie auch dieses Jahr auf 76 Hauptversammlungen
börsennotierter Unternehmen empfindliche Fragen, deren Auswertung im November
im Allianzforum vorgestellt wurde.
Konkrete Maßnahmen, wie mehr Frauen
für die Wahl zum Aufsichtsrat vorgeschlagen werden können oder wie Frauen aus den
eigenen Reihen für Vorstandspositionen vorbereitet werden, sollten seitens der Unternehmen benannt werden. Auch wollten die
Juristinnen wissen, wie hoch der Frauenanteil unter den Beschäftigten
ist und wie das Geschlechterverhältnis in den vier Führungsebenen unterhalb des Vorstandes. Ob Frauen in den
Besetzungsgremien vertreten sind, wirkt sich z.B. entscheidend auf die weitere
Entwicklung in den Aufsichtsräten aus. Anreizsysteme wie Bonuszahlungen, die an
einer Erhöhung des Frauenanteils geknüpft sind, interessierten gleichfalls.
Die pauschalen und zum Teil recht ruppigen Antworten, folgen den üblichen Klischees - etwa dem der fehlenden ausreichend qualifizierten
Frauen oder dem der mangelnden Bereitschaft, Führungsaufgaben in der Größenordnung überhaupt zu übernehmen. Hier lohnt ein näherer Blick auf das Rekrutierungsverhalten. Der Hinweis, beispielsweise, dass Wirtschaftsprüfer- und Rechtsanwaltskammern
oder Datenbanken durchaus einen Fundus von 2044 Wirtschaftsprüferinnen und
51.585 Rechtsanwältinnen zur Verfügung stellen könnten, wurde wie folgt
quittiert:
„Guter Hinweis.“
„Ich muss ehrlich sagen, gestehen, dass ich nicht im
Traum daran denken würde, Kammern zu befragen. Nee, so viel Kenntnisse haben
wir auch ohne Beziehung von Kammern.“
Aha!.... Qualifikation und nichts als Qualifikation....???
Pardon, aber das ist gelebte (Männer-)Quote und den damit
verbundenen Automatismus, würden die meisten Frauen, v.a. jüngere, die noch fest an ihre Leistung glauben, für sich
ablehnen.
Stünde tatsächlich die Qualifikation im Vordergrund, wie stets
behauptet, müsste auch mal vor die Tür geschaut werden. Und wenn schon nicht innerhalb des
eigenen Unternehmens nach weiblichen Vorständen oder Aufsichtsratsmitgliedern
gesucht wird (warum eigentlich nicht?), dann gibt es Datenbanken.
Da führende Posten meist mit Hilfe von
Personalberatern besetzt werden, ließe sich der Aufwand spielend delegieren.
Eine Studie des Bundesfamilienministeriums zeigt jedoch, dass es zwei „Typen“ von
Personalberatern gibt. Große, international agierende Unternehmen, seit langem
am Markt, sind sowieso gegen jegliche Quote und halten Frauen von Chefetagen eher fern. Einem durch und durch männlich dominierten Wertekanon und
Kommunikationsverhalten verpflichtet, begibt man sich erst gar nicht auf eine
echte Suche, sondern selektiert bei Kaminabenden und in altbekannten Netzwerken
– in der festen Überzeugung, dem Kundenwunsch in tradierter Qualität zu
entsprechen. Das System ernährt sich selbst.
Den wenigen AnwärterINnen wird im Bewerbungsgespräch
schnell klargemacht, dass sie dem Druck und den persönlichen Anforderungen
nicht gewachsen sind. Und schließlich "stellt" sich heraus, dass
diese Frauen entweder "noch nicht reif" für die Posten sind oder vor
Führungsaufgaben zurückschrecken.
Sollte sie es doch ganz nach vorne schaffen, wie
z.B. Angelika Dammann oder sollte es ihr sogar gelingen, wie Barbara Kux dank – zugegeben – rigider Maßnahmen erfolgreich
am Sparziel bei Siemens mitzuwirken, stören sie offenbar gewohnte Routinen und "verlassen" das Unternehmen - aber wer würde vertraglich zugesicherte Privatflüge oder ein ambitioniertes
Sparziel bei – sagen wir mal – einem Hartmut Mehdorn in Frage stellen.....
Kleiner Test zum Schluss: Nennen Sie in 30 Sekunden
mindestens eine Person mit der Sie den Begriff Kompetenz verbinden. Ganz
ehrlich, welcher Name taucht zuerst auf?
Diese Aufgabe wurde einer meiner Gesprächspartnerinnen
in einem Seminar gestellt. Drei von rund 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern
fiel spontan eine Frau ein....
Kompetenz wird eben wie selbstverständlich männlich
buchstabiert...
Bleibt also nach wie vor die Hoffnung auf Brüssel und
auf jüngere und kleinere Personalberatungsunternehmen, die einer gesetzlichen
Quote positiv gegenüberstehen und keine Scheu haben, über den Tellerrand zu
sehen.
Mary Schapiro
Abschied eines unbeugsamen
Bankenschrecks
Amerikas oberste Finanz-Wächterin
hinterlässt ihrer Nachfolgerin viel Arbeit. SEC-Chefin Mary Schapiro hat dieWall
Street wieder das Fürchten gelehrt.
Sie
war die erste Frau an der Spitze der US-Bankenaufsicht. Und sie lehrte den
Banken wieder das Fürchten vor der Security and Exchange Commission (SEC).
Trennung von Barbara Kux:
Siemens
trennt sich von Vorstandsfrau
Die
erste Frau im Siemens-Vorstand erhält keinen neuen Vertrag. Mit der Trennung
von Barbara Kux muss die Konzernführung einen eigenen Fehlgriff eingestehen.
von
Angela Maier
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