Sonntag, 9. Dezember 2012

"Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung"



Von wegen flexibel! Die von Kristina Schröder verteidigte Flexiquote macht den Eindruck einer Mogelpackung, wenn die vermeintliche Elastizität mit einer Art Pranger flankiert wird. Selbstgesetzte Ziele und tatsächliche Erfolge sind nun dank der Webseite www.flexi-quote.de des Bundesfamilienministeriums öffentlich. 

Mit offenem Visier geht dagegen der Deutsche Juristinnenbund vor.
Nach den tatsächlichen Ursachen für den bestürzend geringen Frauenanteil in der Führungsetage fahnden mit dem Projekt „Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung“ ehrenamtlich Mitglieder des djb. Ausgestattet mit dem Stimmrecht der Aktieneigentümerin oder auch des Aktieneigentümers stellten sie auch dieses Jahr auf 76 Hauptversammlungen börsennotierter Unternehmen empfindliche Fragen, deren Auswertung im November im Allianzforum vorgestellt wurde.

Konkrete Maßnahmen, wie mehr Frauen für die Wahl zum Aufsichtsrat vorgeschlagen werden können oder wie Frauen aus den eigenen Reihen für Vorstandspositionen vorbereitet werden, sollten seitens der Unternehmen benannt werden. Auch wollten die Juristinnen wissen, wie hoch der Frauenanteil unter den Beschäftigten ist und wie das Geschlechterverhältnis in den vier Führungsebenen unterhalb des Vorstandes. Ob Frauen in den Besetzungsgremien vertreten sind, wirkt sich z.B. entscheidend auf die weitere Entwicklung in den Aufsichtsräten aus. Anreizsysteme wie Bonuszahlungen, die an einer Erhöhung des Frauenanteils geknüpft sind, interessierten gleichfalls.

Die pauschalen und zum Teil recht ruppigen Antworten, folgen den üblichen Klischees - etwa dem der fehlenden ausreichend qualifizierten Frauen oder dem der mangelnden Bereitschaft, Führungsaufgaben in der Größenordnung überhaupt zu übernehmen. Hier lohnt ein näherer Blick auf das Rekrutierungsverhalten. Der Hinweis, beispielsweise, dass Wirtschaftsprüfer- und Rechtsanwaltskammern oder Datenbanken durchaus einen Fundus von 2044 Wirtschaftsprüferinnen und 51.585 Rechtsanwältinnen zur Verfügung stellen könnten, wurde wie folgt quittiert:

„Guter Hinweis.“

„Ich muss ehrlich sagen, gestehen, dass ich nicht im Traum daran denken würde, Kammern zu befragen. Nee, so viel Kenntnisse haben wir auch ohne Beziehung von Kammern.“

Aha!....  Qualifikation und nichts als Qualifikation....???
Pardon, aber das ist gelebte (Männer-)Quote und den damit verbundenen Automatismus, würden die meisten Frauen, v.a. jüngere, die noch fest an ihre Leistung glauben, für sich ablehnen. 
Stünde tatsächlich die Qualifikation im Vordergrund, wie stets behauptet, müsste auch mal vor die Tür geschaut werden. Und wenn schon nicht innerhalb des eigenen Unternehmens nach weiblichen Vorständen oder Aufsichtsratsmitgliedern gesucht wird (warum eigentlich nicht?), dann gibt es Datenbanken.

Da führende Posten meist mit Hilfe von Personalberatern besetzt werden, ließe sich der Aufwand spielend delegieren. Eine Studie des Bundesfamilienministeriums zeigt jedoch, dass es zwei „Typen“ von Personalberatern gibt. Große, international agierende Unternehmen, seit langem am Markt, sind sowieso gegen jegliche Quote und halten Frauen von Chefetagen eher fern. Einem durch und durch männlich dominierten Wertekanon und Kommunikationsverhalten verpflichtet, begibt man sich erst gar nicht auf eine echte Suche, sondern selektiert bei Kaminabenden und in altbekannten Netzwerken – in der festen Überzeugung, dem Kundenwunsch in tradierter Qualität zu entsprechen. Das System ernährt sich selbst.

Den wenigen AnwärterINnen wird im Bewerbungsgespräch schnell klargemacht, dass sie dem Druck und den persönlichen Anforderungen nicht gewachsen sind. Und schließlich "stellt" sich heraus, dass diese Frauen entweder "noch nicht reif" für die Posten sind oder vor Führungsaufgaben zurückschrecken.
Sollte sie es doch ganz nach vorne schaffen, wie z.B. Angelika Dammann oder sollte es ihr sogar gelingen, wie Barbara Kux dank – zugegeben – rigider Maßnahmen erfolgreich am Sparziel bei Siemens mitzuwirken, stören sie offenbar gewohnte Routinen und "verlassen" das Unternehmen - aber wer würde vertraglich zugesicherte Privatflüge oder ein ambitioniertes Sparziel bei – sagen wir mal – einem Hartmut Mehdorn in Frage stellen.....

Kleiner Test zum Schluss: Nennen Sie in 30 Sekunden mindestens eine Person mit der Sie den Begriff Kompetenz verbinden. Ganz ehrlich, welcher Name taucht zuerst auf?
Diese Aufgabe wurde einer meiner Gesprächspartnerinnen in einem Seminar gestellt. Drei von rund 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fiel spontan eine Frau ein....
Kompetenz wird eben wie selbstverständlich männlich buchstabiert...

Bleibt also nach wie vor die Hoffnung auf Brüssel und auf jüngere und kleinere Personalberatungsunternehmen, die einer gesetzlichen Quote positiv gegenüberstehen und keine Scheu haben, über den Tellerrand zu sehen.


Mary Schapiro
Abschied eines unbeugsamen Bankenschrecks
Amerikas oberste Finanz-Wächterin hinterlässt ihrer Nachfolgerin viel Arbeit. SEC-Chefin Mary Schapiro hat dieWall Street wieder das Fürchten gelehrt.
Sie war die erste Frau an der Spitze der US-Bankenaufsicht. Und sie lehrte den Banken wieder das Fürchten vor der Security and Exchange Commission (SEC).

Trennung von Barbara Kux:
Siemens trennt sich von Vorstandsfrau
Die erste Frau im Siemens-Vorstand erhält keinen neuen Vertrag. Mit der Trennung von Barbara Kux muss die Konzernführung einen eigenen Fehlgriff eingestehen.
von Angela Maier




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