Montag, 2. Dezember 2013

Der kleine Kai-Index


Vergleichbar zum Women-on-Board-Index (WoB-Index), der dank FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte e.V.) jährlich die Verhältnisse in den Vorstandsetagen abbildet, versuchen nun Pro Quote-Journalistinnen mit Hilfe der Kleinen Kais nachzurechnen, was es faktisch bedeutet, wenn zum Beispiel von 26,9 Prozent Frauenanteil, sagen wir mal, beim Spiegel die Rede ist. Was steckt tatsächlich dahinter? Welchen Einfluss haben diese Frauen und was können sie bewegen? 

Die Einführung eines Machtkoeffizienten, korrigiert in den meisten Fällen die optimistische Prozentzahl nach unten. So behauptet der Fokus von sich einen Frauenanteil in Führungspositionen von 24 Prozent zu haben – am Ende bleibt es aber nur bei 15,9. Hier kommen die Kleinen Kais ins Spiel, die in der Animation erstaunliche Ähnlichkeit mit der Silhouette des Bild-Chefredakteurs Kai Diekmann aufweisen. Eine RessortleiterIN wird zwar als Führungskraft gezählt, tatsächlich aber verfügt diese Journalistin über deutlich weniger Einfluss als ein Chefredakteur oder seine Vertreter; denn was als Meinung in den Printmedien (und nicht nur dort) erscheint, wird in den Chefredaktionen entschieden und da sitzen immer noch zu 97 Prozent Männer. 
Die tatsächliche Macht der Journalistinnen wird nun in der Währung der Kleinen Kais evaluiert. Je mehr Macht desto größer die Anzahl der Kais. Wenig erstaunlich ist, dass in den ersten Hierarchieebenen überwiegend Männer die Kleinen Kais sammeln und demzufolge darüber entscheiden, was als Thema gilt und wie es aufgearbeitet wird. Hoffnung macht das Radio.

Die Wirkung ist jeden Tag zu sehen. Frauen kommen in Wirtschaft und Politik seltener vor. Autorität, Macht, Einfluss und Kompetenz wird eben immer noch männlich buchstabiert – was sich bei Talkrunden schnell zeigt. Und überhaupt: spätestens ab dem "gewissen Alter" von 40-45 sind Frauen in der Medienöffentlichkeit verschwunden – in der Werbung sowieso. 
Stellen wir uns vor, in Zeitungen, Zeitschriften wären fast nur Männer bis zu einem Alter von etwa 40 Jahren abgebildet und stellen wir uns weiter vor, dass uns vom Bildschirm fast ausschließlich Sprecher und Moderatoren entgegen strahlen, die noch nicht mal in der Nähe der 50 sind. Umgekehrt würden Autorität und Kompetenz überwiegend (nicht nur!) von Damen jenseits der 60 repräsentiert....
Sie lächeln? Das zeigt, wie tief diese Bilder verinnerlicht sind – bei Männern und bei Frauen.

Konkretes Beispiel: Am gleichen Tag der Vorstellung des Machtkoeffizienten in den Medien stand ein weltweit wichtiges Thema auf der Agenda: Nein zu Gewalt an Frauen. Im Tagesspiegel haben es die weltweiten Menschrechtsverletzungen, die immerhin rund die Hälfte der Weltbevölkerung betreffen und auch bei guten Handelspartnern der Bundesrepublik zum Alltag gehören, erst auf Seite 10 geschafft.

Pro Quote: Zu den Kleinen Kais


Und hier zu einem Kamelrennen der besonderen Art: AUFHOLJAGD 
Wachsender Frauenmachtanteil bei Print-Leitmedien

weitere Links


Politik:

Aktionstag Häusliche Gewalt gegen Frauen


Wirtschaft:

Durchbruch für Frauen in der Wirtschaft?


International:

Arabische Frauen leiden in Ägypten am meisten
http://www.spiegel.de/politik/ausland/studie-in-aegypten-leben-frauen-am-schlechtesten-a-933158.html


Erdogan will Geschlechtertrennung: Heftige Studentenproteste in der Türkei


Schülerinnen prostituieren sich, weil sie das „cool“ finden

Medien

Frauen, die Geschichte machten
Der große Frauen-Check

Sport:
Team SCA – The first year

Mittwoch, 2. Oktober 2013

„Damenwahl“? „Frauenpower“?



Nein. Ganz schlicht und normal: am letzten Wahlsonntag vertraten ganz einfach zwei Frauen das konservative Lager in der Berliner Runde: Angela Merkel repräsentierte die CDU und Gerda Hasselfeldt die CSU. Wie auch immer eine dritte Legislaturperiode der Kanzlerin nach den folgenden vier Jahren zu beurteilen sein wird; zu hoffen bleibt, dass mit einer Bundeskanzlerin mehr Frauen in die Regierung kommen, die MinisterINnen nicht weniger und dass in der öffentlichen Wahrnehmung Frauen auch in der ersten Führungsriege schlicht selbstverständlicher werden.
So ganz klappt das ja immer noch nicht; denn wie die Zusatzbezeichnungen "Damenwahl" oder "Frauenpower" diffamiert v.a. das mediale Etikett „Mutti" auf recht subtile Weise. Macht und Durchsetzungskraft, die es geschlechtsneutral für den Kanzlerposten braucht, werden bewusst ins Lächerliche gezogen, Bürger und Bürgerinnen im gleichen Atemzug zu unmündigen Kindern degradiert. Verzichtet man für einen Augenblick angesichts des lustigen Beinamens auf den bitter notwendigen Humor, könnten sich auch die tatsächlichen Mütter diffamiert fühlen. Aber so ernst ist es ja nicht. Angela Merkel lässt auch das kommentarlos abperlen. Aber wer hätte jemals ihren Mentor und Förderer Helmut Kohl oder Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder als „Vati“ bezeichnet oder gar den Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück? Weder die beiden Ex-Bundeskanzler noch der Kanzlerkandidat zeigten sich zimperlich, wenn es um die Verteidigung ihrer Pläne und Standpunkte innerhalb und außerhalb der Partei ging. Wie hätten die Schlagzeilen konsequenterweise im Falle eines Wahlsiegs Peer Steinbrücks lauten müssen? „Vati Steinbrück übernimmt das Regiment“?

Allerdings haben die scharfen Augen der heute-show-Redakteure Entlarvendes aus den Unmengen an Filmmaterial entdeckt, die das spießig klingende "Mutti" rechtfertigen würde. Ein kurzer Moment auf dem Podium: im Schwung der Freude über das Wahlergebnis lässt sich Hermann Gröhe dazu hinreißen, mit einem kleinen Deutschlandfähnchen seiner Emotion Ausdruck zu verleihen – kurzerhand nimmt die Kanzlerin dem Generalsekretär – wie einem kleinen Jungen – die Fahne weg. Herabwürdigung? In jedem Fall ein kurzer Einblick in die Tiefen der Parteidisziplin und die Befugnisse der Parteivorsitzenden.

Eine selbstverpflichtende Frauenquote bei Bündnis 90/Die Grünen hat zwar keine Angela Merkel hervorgebracht, wie die grüne Spitzenfrau Katrin Göring-Eckart der FAZ gegenüber zugeben muss, macht aber vielleicht das Gerangel unter den weiblichen Parteimitgliedern salonfähig und schlicht normal. Simone Peter, saarländische Umweltministerin, Kerstin Andreae, die sich als Wirtschaftsexpertin gegen die Steuererhöhungspläne ausgesprochen hat und Katrin Göring-Eckart werden darum ringen, wer Claudia Roth beerben darf. Wir sind gespannt, wie häufig Begriffe wie „Zickenkrieg“ in den Medien auftauchen.

Frauen streben also sehr wohl Führungsposition an und scheuen auch die Macht nicht; denn sie kommt von machen, von gestalten. Ob der Wille zur Macht auch der Wille zur Gestaltung ist und nicht nur das Streben nach einer geld- und prestigewerten Position, muss sich zeigen. Hier sei nochmal an die Frage nach dem Kanzlergehalt erinnert...

Angela Merkel und die Fahne
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1994724/heute-show-vom-27.09.2013?bc=kua884728


"Für Sie bin ich nicht der Herr Kohl"

Herzlichen Glückwunsch:

Die Medizinerin Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer ist auf dem 29. Internationalen Kongress des Weltärztinnenbundes (Medical Women's International Association, MWIA) im August mit großer Mehrheit zur designierten Präsidentin gewählt worden. Bettina Pfleiderer vom Institut für Klinische Radiologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, wo sie auch die Arbeitsgruppe Cognition & Gender leitet wird den Weltverband ab 2016 drei Jahre lang führen.
http://www.uni-muenster.de/Rektorat/exec/upm.php?rubrik=Alle&neu=0&monat=201308&nummer=16930 http://www.mwia.net 

Dennis Mukwege, der als Gynäkologe im Kongo Tausende Vergewaltigungsopfer behandelt hat, bezichtigte die Regierung des Kongo der Mitschuld an den Massenvergewaltigungen und wurde selbst Opfer eines Attentats. Nach 2 Monaten im Versteck kehrte er als Volksheld zurück und erhält nun den alternativen Nobelpreis und gilt als Anwärter für den Friedensnobelpreis.





Interessante Links:

Politik:
Frauenanteil im Bundestag bleibt auch künftig gering
Weibliche Abgeordnete dürften im Bundestag weiterhin eine Minderheit bleiben: Einer Studie zufolge sind trotz der Debatte um Frauenquoten in Politik und Wirtschaft Bewerberinnen um ein Parlamentsmandat Mangelware. Handelsblatt

Frauen 50plus entscheiden die Bundestagswahl - mit deutlichen Forderungen an die Politik
Hamburg (ots) - Repräsentative Emnid-Umfrage im Auftrag des Magazins Meins zeigt Einfluss und Bedeutung der wichtigsten Wählergruppe für Deutschland
Die mit Abstand größte Wählergruppe in Deutschland stellen die rund 17 Millionen Frauen 50plus. Im wahrsten Sinne des Wortes regieren sie unser Land. Ihre Forderungen an Regierung und Politik werden die kommende Bundestagswahl entscheiden.

Wirtschaft:
„Keine Bank zahlt absichtlich ungleiche Löhne“
In keiner anderen Branche sind die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen so gross wie bei Banken und Versicherungen. Jetzt will der Arbeitgeberverband der Banken reagieren – weil die Politik mit Zwangsmassnahmen droht. Klaus Ammann

„Was hindert Frauen daran, an die Spitze zu kommen?“
NIEDERRHEIN. „Diese außergewöhnliche Frau sollten wir unbedingt an den Niederrhein einladen“ – Dr. Irmgard Schwaetzer war zu Gast beim Sommerfest des unternehmerinnen forums niederrhein in Weeze in der Schlossruine Hertefeld und es war für alle ein ergiebiger Besuch. Niederrhein Nachrichten
http://www.nno.de/gesamt/wirtschaft-und-politik/was-hindert-frauen-daran-an-die-spitze-zu-kommen


2013 kein "Superwahljahr" für Frauen in Aufsichtsräten

Zuwachs im Women-on-Board-Index von FidAR verlangsamt sich
- Frauenanteil in Führungsetagen der DAX-Unternehmen erreicht Höchstmarke
- Diversity-Welle bleibt trotz zahlreicher Neubesetzungen in Aufsichtsräten aber aus
- GfK vor Celesio, QSC und Telefónica Spitzenreiter des WoB-Index
- FidAR-Präsidentin: "Ohne Druck droht Stagnation - Regierung muss nach Wahl endlich handeln"
http://www.lifepr.de/inaktiv/frauen-in-die-aufsichtsraete-fidar-ev/2013-kein-Superwahljahr-fuer-Frauen-in-Aufsichtsraeten/boxid/441442

International:
Nie aus Liebe
Fast jeden dritten Tag Fast jeden dritten Tag bringt in Italien ein Mann seine Frau um. Ein Gesetz soll Besserung bringen. Lächerlich, meinen Fachleute. Regina Kerner

Männer wählten blau, Frauen rot- schwarz
Die Nationalratswahl 2013 ist geschlagen, das Ergebnis macht eines deutlich: Es gibt keine "Volksparteien" mehr. Die Zeiten, in denen eine Partei gleichmäßig gut in allen Bevölkerungsgruppen abschneidet, sind vorbei. Vor allem bei den Geschlechtern ergaben sich teils große Unterschiede bei der Parteipräferenz. Welche Parteien Herr und Frau Österreicher warum gewählt haben, geht aus einer aktuellen Wahltagsbefragung von SORA/ISA im Auftrag des ORF hervor.
http://www.krone.at/Oesterreich/Maenner_waehlten_blau._Frauen_rot-schwarz-Wahltagsbefragung-Story-377467