Jungunternehmerin Marie-Christine Ostermann, Vorsitzende des Verbands Die Jungen Unternehmer, hält eine Quote für ein Mehr an AufsichtsrätINnen für überflüssig und rät den Frauen lieber zu den richtigen Studienfächern. Immerhin wird das Fach Betriebswirtschaft im Durchschnitt von ca. 50% StudentINen wahrgenommen. Und trotzdem ist die Pole-Position eine andere, wenn frau im Alter von 27 das väterliche Unternehmen übernimmt und nicht – wie viele, viele andere – sich um den Job der GeschäftsführerIN extern bewerben muss. Dennoch: jede Frau in Führungspositionen zählt, vor allem als Vorsitzende beim BJU.
http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article1703020/Ostermann-Frauen-brauchen-keine-Quote.html
Ein etwas abweichendes Meinungsbild zeigt eine Umfrage bei Deutschlands Chefinnen, die Welt-Online im Sommer 2009 gestartet hat und nun bezeichnenderweise in einen Artikel eingebettet ist, der die Sorgen der Top-ManagER Deutschlands um ihren recht angekratzten Ruf zum Thema hat. Hier zeigt sich, dass 44% der Top-Managerinnen die Quote befürworten, während diejenigen, die lieber nicht als Quotenfrau in Amt und Würden sein wollen, sie temporär begrüßen. Interessant auch, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei den Managerinnen nach eigener Aussage kein Problem darstellt. Bemerkenswert sind die Angaben zur Motivation, die dem Streben nach Karriere zugrunde liegen. Nur 25% interessieren sich für Macht, 94% müssen begeistert von ihrer Aufgabe sein, um ihre Karriere engagiert voranzutreiben und für nur 13% bilden Geld und Status die entscheidenden Kriterien. Josef Ackermann, René Obermann oder Jürgen Zetsche – so lässt sich vermuten – würden die Prioritäten sicher anders setzen.
Um das weibliche Potential im Land zu heben, hat Norwegen bereits vor 10 Jahren, den Weg der Quote eingeschlagen. Schnell war die freiwillige Selbstvereinbarung seitens der Unternehmen als Lippenbekenntnis entlarvt und erst dank handfester Sanktionen ist nun die 40%-Marke Frauenanteil in Aufsichtsräten erreicht. Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung lässt ein wenig in die Zukunft blicken; denn hier finden sich die gleichen Argumente der Gegner und Befürworter, die wir gegenwärtig der deutschen Tagespresse entnehmen. Fazit: die Quote hat immerhin eine Machtkampffreie Zone geschaffen, so dass auch anfängliche ZweiflerInnen im Rückblick den Nutzen erkennen. Nach erstem Widerstand hat z.B. der norwegische Arbeitgeberverband eine Datenbank eingerichtet, die Unternehmen und Geschäftsführer in einem Programm zusammenfasst, die sich verpflichten, mehr Frauen in Verwaltungsräte zu bringen. Statt also des vorgeschobenen Arguments, dass gar nicht genügend qualifizierte Frauen zur Verfügung stehen, um die Posten gebührend zu besetzen, werden sie hier gezielt an den Start gebracht.http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/07310.pdf
Aber denken wir die 40% Geschlechterquote doch mal geschlechtsunabhängig. Das würde Betriebe zwingen, auch Männer zu fördern – jawohl! In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, wo das Pflegepersonal mit ca. 80% bis 90% frauendominiert ist. Zustände sind das! Gerade in Kindergärten und Grundschulen geht ja schon lange die Klage, dass Jungen benachteiligt sind, ja geradezu gefördert werden müssen - aufgrund mangelnder gleichgeschlechtlicher Bezugspersonen. Wie aber – qualifizierte – Quotenmänner finden? Nach dem Vorbild sog. MINT-Programme, in denen junge Mädchen an naturwissenschaftlich und technisch geprägte Berufe herangeführt werden, müssten Programme für Jungen entwickelt werden, um sie für soziale Berufe vorzubereiten. Eine deutliche gesellschaftliche Würdigung und Anerkennung dürfte gleichfalls deren Attraktivität erhöhen. Also nicht nur der Manager im Boss-Anzug oder der Arzt im weißen Kittel genießen in Zukunft Bewunderung und Prestige, sondern auch der Kindergärtner und Altenpfleger. Welche Möglichkeiten tun sich da der Telenovela-Industrie auf....? Ach ja, und das Thema Entlohnung wäre dann ganz neu aufzugreifen: die geld-werte Schätzung der Erziehung von Kindern und der menschenwürdigen Betreuung, wenn sich das Leben dem Ende zuneigt. Sind Bildungs- und Sozialstandards nicht auch Kriterien, die bei Investitionen eine Rolle spielen?
So könnte es doch gehen, auf dem Weg zur gerechten Quote: die 40%-Frauen für die Posten der Aufsichtsräte machen den Anfang, gefolgt von den 40%-Quotenmännern...... Bis dahin können wir ja schon mal auf der Segelyacht üben – auch ein kleiner Kosmos: Männer in die Pantry, Frauen ans Steuer. Mal sehen, was es zu essen gibt – und wann...?
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