Die Quote ist noch nicht mal durch und schon ist von "Männerdiskriminierung" die Rede. Zum ersten Mal erleben – einige wenige – Männer das, was Frauen bei ihrer Suche nach einem geeigneten Job erlebt haben und vielfach noch erleben; nämlich aufgrund des Geschlechts hinten an gestellt zu werden, bei gleicher oder gar besserer Qualifikation. Das schmerzt! Und die Wirtschaftswoche (Nr.14) kümmert sich in ihrer Titelgeschichte um die so Benachteiligten. Bei aller Einsicht, dass der Frauenanteil in den obersten Führungsetagen verschwindend gering ist, bleibt der Grundtenor: "Eine politische Frauenquote wäre gesellschaftliches Harakiri." In Sachen Selbstvermarktung können Frauen von den "Y-Chromosomenträgern" lernen. Zum ersten Mal wird echte Konkurrenz durch Frauen spürbar und schon werden aus Machern Opfer. Kompliment an Marketing und PR. Unternehmen sähen sich dermaßen unter Druck, dass sie nun alles einstellten, was einen Rock trägt und dabei so vielen gleich oder gar besser qualifizierten männlichen Bewerbern einen Korb geben müssten, so die Haltung des Wirtschaftsmagazins. "Ich sehe, wie immer mehr Frauen mit ähnlicher Qualifikation an mir vorbeiziehen", wird ein promovierter Wirtschaftsingenieur zitiert. Frau reibt sich die Augen und fragt: "Wo ist das Problem? So ging's uns schon immer – v.a. in den sog. MINT-Fächern." Die im Artikel aufgezählten, neu in die oberste Führungsriege berufenen Chefinnen zeugen jedoch nicht gerade von mangelnder Qualifikation. Hätten Unternehmen schon beizeiten "kluge Personalpolitik" betrieben, wie Dr. Arno Mahlert die Einstellungspolitik des Marktforschungsunternehmens GfK SE nennt, würden wir heute über eine Quote gar nicht sprechen. Der durch den Verein Frauen in die Aufsichtsräte erstellte Women-on-Board-Index (WoB-Index) weist dem Unternehmen den ersten Platz zu - mit 20% Frauenanteil im Aufsichtsrat und 50% im Vorstand – und so kann der Aufsichtsratsvorsitzende auf dem Podium des dritten FidAR-Forums in Berlin über Erfahrungen in gemischten Teams berichten: "Frauen sehen Grautöne"; "Frauen ziehen Frauen nach", "Frauen durchbrechen Männerrituale"; "Männer entwickeln andere Verhaltensweisen und werden fleißiger". Die Qualität in den gemischten Teams verbessert sich, Frauen bringen mehr Ernsthaftigkeit ein und die Eitelkeit der Männer nimmt deutlich ab, lautet das Fazit. Eine "starre Quote" lehnt Mahlert ab – mit Recht, denn sie wird in seinem Unternehmen gar nicht gebraucht.
Freuen wir uns aber, dass es ein Frauenthema auf die Titelseite eines der führenden Wirtschaftsmagazine geschafft hat; denn Dr. Arno Balzer, Chefredakteur des manager magazin, gab während des Forums zu, es (noch) nicht gewagt zu haben, die Ergebnisse des Women-on-Board-Indexes zur Titelgeschichte zu machen, ungeachtet der Unterstützung für das Projekt, die das Magazin leistet. Bei 80% männlichen Lesern muss wohl (noch) mit heftigen Absatzeinbußen gerechnet werden, wenn sich die Zeitschrift direkt und sichtbar an die neue Zielgruppe Frauen wendet. Da macht es die WiWo geschickter, indem die Titelseite von einem Mann mit schiefsitzender blonder! Perücke geziert wird – mit dem Titel: " Was tun, wenn die Quote kommt? Wie die Frauenquote Männerkarrieren bedroht." Das bedient zunächst die Ängste der überwiegenden Leserschaft und macht das Quote-statt-Qualität-Argument zur Komfortzone. Das im Heft enthaltene Interview mit Manfred Gentz, Aufsichtsratschef der Deutschen Börse, lässt jedoch auf einen Gesinnungswandel hoffen. Abgesehen von einer besseren Kinderbetreuung stehen nach Ansicht von Gentz Rollenbilder auf dem Prüfstand, wie das – auch für einige Frauen - noch schwer zu akzeptierende des Hausmanns.
Kristina Schröder sieht das ähnlich und beschreibt in einem Gastbeitrag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 10. April (Nr. 14) ihr Modell einer umfassenden Gleichstellung. Dem Feminismus des 20. Jahrhunderts, der dem Prinzip Frauen gegen Männer folgt, erteilt sie eine klare Absage und will sich nicht ausschließlich auf Frauenförderung konzentrieren. Ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz ist das Ziel. Frauen- und Männerpolitik soll die aktuellen Strukturen verändern, in der Karriere nur dann möglich ist, wenn alle anderen Lebensbereiche ausgeklammert oder delegiert werden. Mit einer Väterquote von 23%, wird der Wunsch vieler junger Männer, am Familienleben aktiv Anteil zu nehmen unübersehbar und dürfte auch zunehmend für Akzeptanz unter Kollegen sorgen. Die Achtzig-Stunden-Woche sollen neue Karrieremodelle ablösen. "Wickeltische auf der Herrentoilette" und ein erstmalig bundesweit durchgeführter "Boy's Day", der Jungen berufliche Perspektiven, jenseits der typischen Männerberufe aufzeigt, werden sicher zur Veränderung des gesellschaftlichen Bewusstseins beitragen. Wenn es der Bundesfamilienministerin gelingt, diese Pläne auf den Weg zu bringen und den Prozess am Laufen zu halten....... Was für eine Zukunft!!
Wirtschaftswoche Nr. 14 04.04.2011
Management & Erfolg: Neue Messlatte. Frauenquote
Mehr zu Frauen in die Aufsichtsräte e.V. (FidAR e.V.) und den WoB-Index unter: http://www.fidar.de/WoB-Index.92.0.html
Abschied vom Kampf der Geschlechter
Wer heute etwas über Frauenpolitik wissen will, findet eine breite Auswahl an Lesestoff. Gut so! Doch wer sich für die männliche Seite interessiert, kann lange vergeblich blättern. Vor lauter Frauenpolitik haben wir die Männer vergessen.
Von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder
Weitere Links:
Die letzte Bastion
Frauen sind in der Wirtshaft, vor allem in der Finanzwirtschaft, noch immer Ausnahmeerscheinungen. Obwohl sich seit der sexuellen Revolution die Machtverhältnisse gravierend verschoben haben, scheinen die Männer ihre Posten in den Chefetagen erfolgreich zu verteidigen - möglicherweise aus Furcht?
Berufsorientierung für Mädchen
Am Donnerstag, 14. April, findet der bundesweite „Girls' Day – Mädchen-Zukunftstag“ statt
"Deutschland hinkt hinterher"
EU-Kommissar Laszlo Andor spricht im Interview mit der Frankfurter Rundschau über Billig-Arbeitnehmer, die Öffnung der Grenzen und den Sinn einer Frauenquote.
DJ ptx-direkt.de / In Aufsichtsräten und Vorständen der DAX-Konzerne fehlen mindestens 400 Frauen / FidAR fordert klare Zeitvorgaben für mehr Gleichberechtigung in Führungspositionen
Gleichberechtigt ohne Quote
Im Herbst 1961 ernannte der greise Bundeskanzler Konrad Adenauer Elisabeth Schwarzhaupt zur Bundesgesundheitsministerin. Die CDU-Politikerin war die erste Frau, die in der Bundesrepublik Deutschland ein Kabinettsressort leitete.
Frauen heute: Kinder, Karriere und Kompromisse
Kommunales Gleichstellungsbeauftragte Antje Oltmanns legt ihren Bericht vor
Corporate Governance: "Frauen müssen an der Tür klopfen" (2)
manager-magazin.de, Gisela Maria Freisinger
Denn im öffentlichen Bereich, also in nicht börsennotierten Unternehmen, die dem Staat gehören, liegt man weit hinter den Privaten zurück. In sämtlichen neun Aufsichtsräten der Landesbanken gibt es nur eine Frau, die von den Anteilseignern berufen wurde. Bei der Bahn, die komplett dem Staat gehört, wurde die einzige Frau im Vorstand durch einen extern rekrutierten Mann ersetzt, und auf der Anteilseignerseite hat Berlin nur Männer in den Aufsichtsrat entsandt.
Politik weiblich – 100% macho-frei
Wie soll frau Chefin werden, wenn sie an Cellulite denkt?
Gestern "Topmodel" gesehen und der britischen Feministin Natasha Walter recht gegeben: Der Sexismus ist wieder da, stark wie nie. Wenn Millionen junger Mädchen hier ihre Leitbilder finden, wird das nichts mit mehr weiblichen Chefs.
„Nur Kompetenz überzeugt“
Frauen in Führungspositionen sind immer noch selten. Die Geschäftsführerin der Fora Folienfabrik, Angela van der Goten, im Gespräch über Karriere, Rohstoffpreise und die Frauenquote.
Manchmal erwarten Männer allerdings von einer Frau mehr Milde oder Zuvorkommenheit und werden dann empfindlich, wenn sie gerade das nicht bekommen. Ich habe schon Sätze gehört wie „Und das von Ihnen als Frau!“.
Korzilius, Heike; Bühring, Petra
Interview mit Annette Widmann-Mauz (CDU), parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium (BMG), und Dr. med. Cornelia Goesmann, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer (BÄK): „Frauen haben ein Recht auf körperliche Unversehrtheit“
Kultur und Sport:
HÜLLEN
Schweiz 2010 · Farbe · 73 min · Deutsch und Türkisch mit deutschen Untertiteln
Regie: Maria Müller
Der Film erzählt die besondere Familiengeschichte von drei muslimischen Frauen über drei Generationen im Spannungsfeld kultureller, religiöser und politischer Überzeugungen. Im Mittelpunkt steht die 49-jährige sechsfache Mutter Emel Zeynelabidin, die überraschend aus dem traditionellen Selbstverständnis ihrer Familie ausbricht, Mann und Kinder verlässt und nach 30 Jahren das Kopftuch ablegt.
Starttermin: 21.4.2011 fsk Kino & Peripher Filmverleih
Segitzdamm 2 - 10969 Berlin
Pressevorführung: Mo., 11.4. um 12:30
Wir laden dazu herzlich ein.
Springt der Frauen-Fußball aus dem Schatten?
Die Weltmeisterschaft der Frauen steht an und wird in diesem Jahr in Deutschland ausgespielt. Viele tolle Spiele stehen auf dem Programm.
International:
Sachlich reden und konstruktiv diskutieren
Die vier Politikerinnen diskutierten einerseits über das Thema „Frauen in der Politik“, andererseits über die neue Verfassung.
Eine Analyse des Politikforschungsinstituts Méltányosság
Obwohl es bereits ein Gemeinplatz ist, dass Frauen in der Politik eine größere Rolle spielen sollten, hat sich in dieser Hinsicht in den vergangenen zwanzig Jahren praktisch nichts zum Positiven verändert. Es ist beispiellos, dass in Ungarn nun schon die zweite Regierung hintereinander am Ruder ist, in der es keine Frauenminister gibt. In der Gesellschaft scheint dieser Umstand aber kaum jemanden zu stören.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen