Montag, 2. Mai 2011

Das war die 16. & 17. Kalenderwoche: Bubis – Barbiepuppen – Quote - Botox

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Inzwischen dürfte es ja der Letzte oder die Letzte gemerkt haben, dass die Füße auf denen das Qualität-statt-Quote-Argument steht, von sehr zerbrechlichem Ton sind. "Die Quote bestraft Frauen" titelt der Gastkommentar in der FTD von Eggert Voscherau. Der Beitrag zur aktuellen Diskussion liest sich dann doch eher als Plädoyer gegen Frauen in Führungspositionen, v.a. der Chemieindustrie. Die Quote scheitere an der Praxis, so der Präsident der Chemie-Arbeitgeber und BASF-Aufsichtsratschef. Stimmt! An einer Praxis, die noch vor 25 Jahren ohne Konsequenzen oder schlechte Presse befürchten zu müssen, Unternehmen der Chemiebranche erklären ließ, dass Absolventinnen eines Chemie-Studiums erst gar nicht eingestellt werden. Dies erfolgreich bis in die Universitäten kommuniziert, verlangte den – auch damals schon vorhandenen – Chemie-StudentInnen einiges an Motivation ab. So meine persönliche Erfahrung und die mancher Naturwissenschaftlerin, die allmählich das Alter erreicht haben, um Führungsaufgaben zu übernehmen. Dieses Potential ist in der Vergangenheit nicht genutzt worden und natürlich fehlt es nun an ausreichend weiblichem "Nachwuchs" in der Branche. "Die Quote bestraft mangelnde Vorausschau" wäre vielleicht ehrlicher.
Die Quote bestraft die Frauen
Eine gesetzliche Vorgabe zum Anteil weiblicher Führungskräfte ist Irrsinn. Sie führt bei den einen zu Überforderung - und stempelt die anderen als "Quotenfrauen" ab. von Eggert Voscherau
Die Anzahl qualifizierter Frauen, auf die bei der Besetzung von Führungspositionen zurückgegriffen werden könnte, ist durchaus nicht das entscheidende Kriterium, wenn es um die Neuverteilung der Posten geht. Das zeigt die Situation der Juristinnen. An den Universitäten und beim Start in den Beruf dürfte das Geschlechterverhältnis noch recht ausgewogen sein. In der Anwaltschaft haben es die Juristinnen innerhalb von 30 Jahren von 8 auf 32 Prozent geschafft. Ihr Anteil in den zehn größten deutschen Kanzleien ist deutlich geringer, bei Partnerschaften mit diesen Kanzleien beträgt er gerade mal 3 bis maximal 13 Prozent. Neben den bekannten Strukturen beschreibt Jutta Freifrau von Falkenhausen tief verwurzelte Denkmuster, die noch immer tradierte "Rollenzuschreibungen" als quasi natürlich erscheinen lassen. Gleich gestellt werden müssen nämlich auch die Männer. Irgendwann wird es dann keine Heldentat mehr sein, wenn der als Anwalt tätige Vater seinen Nachwuchs vom Kindergarten abholt und keine Schwäche, wenn dies die als Anwältin tätige Mutter tut, sondern einfach ganz normal.
Mit Recht erfolgreich. In Großkanzleien und Unternehmen sind Juristinnen oft noch unterrepräsentiert. Von Jutta Freifrau von Falkenhausen F.A.Z. Anzeigen-Sonderveröffentlichung, 30.April/1. Mai Nr. 100
Hinter jeder erfolgreichen Frau steht – in vielen Fällen – ein Mann. So die Umkehr des Spruchs, der "Nur"-Gattinnen von Unternehmern und Topmanagern eine Trost-Anerkennung zukommen lässt. Das Beispiel Mandy Mannix zeigt, dass Mädchen Herausforderungen ebenso annehmen wie Jungen und später nicht notwendig der weiblichen Zurückhaltung zum Opfer fallen müssen. Ohne den frühen Zuspruch ihres Vaters und seiner fordernden wie fördernden Einstellung, dass die spätere Geschäftsführerin der Hedge-Fonds-Gruppe CQS genau die gleichen Dinge leisten könne wie ihre älteren Brüder, wäre das Selbstvertrauen der Australierin wahrscheinlich weniger unerschütterlich. Sie erlaubt sich eine Vier-Tage-Woche und erhält Unterstützung von ihren Chefs und vom Ehemann, der selbständig in der Sportbranche tätig ist. Ohne ihn, der sich gleichgestellt als Vater begreift und einen Teil der Kindererziehung übernimmt, wäre ein Familienleben nicht denkbar – oder eben keine Karriere.
Mandy Mannix. Allein unter Männern. Von Bettina Schulz. F.AZ. Beruf und Chance (30.April/01. Mai, Nr. 100) http://www.faz.net/-01thb4
Auf Väter, die ihre Töchter fördern, müssen auch Akademikerinnen in medizinischen Berufen hoffen. Zwar liegt der Anteil an Medizinerinnen nahe 50%; in der Chefarzt-Ebene herrscht dagegen noch die gute alte Zeit. Auch hier kann es wohl nicht am fehlenden Nachwuchs liegen, wenn der Anteil an Ärztinnen im Krankenhaus laut Ärztezeitung bei 43,4 Prozent liegt. Wenig überraschend ist daher das Resultat, das die Soziologin Dr. Ulrike Ley aus ihren Studien zieht, dass nämlich die Qualifikation bei der Auswahl an Bewerbern gar nicht das entscheidende Kriterium ist, sondern das Geschlecht. Frauen werden (möglicherweise) gar nicht ausdrücklich benachteiligt, aber Männer ausdrücklich bevorzugt. Kommt es Spitz auf Knopf, entscheidet der Chefarzt sich eben doch für sein jüngeres Alter Ego; erkennt sich eher im jungen KollegEn als in der KollegIn. Umgekehrt behandeln Ärztinnen geschlechtsneutraler und erreichen bei der "Diabetikerbehandlung eine höhere Compliance" – was dem Patienten zugute kommt. Klappt es damit nicht so gut, sind die Apothekerinnen gefragt, die mit weniger autoritärem Verhalten eher mit "Non-Compliance" umgehen können.
Hier wie in anderen Berufsfeldern auch, ist ein Mangel an Durchsetzungswillen und deutlicher Selbstdarstellung ein Glied in der Kette, die Frauen am Aufstieg hindert. Aber eine "hohe Sozialkompetenz" lässt sich eben nicht auf Knopfdruck abschalten, um die Ellbogen punktgenau auszufahren.
Frauen geben den Ton an
Sind Pharmazie und Medizin fest in Frauenhand? (...) Der hohe Frauenanteil verändert diese Berufe inzwischen merklich. Von Ruth Ney + Tipps http://www.aerztezeitung.de/news/article/649712/frauen-geben-ton.html
Gerade diese besonderen Talente, die während der Terroranschläge des 11. September zum Einsatz kamen, haben Thomas Sattelberger, Personalchef der Deutschen Telekom, davon überzeugt, Frauen aktiv zu fördern. "Als Operationschef bei der Lufthansa habe ihn das Krisenmanagement des überwiegend weiblichen Kabinensteuerungsmanagements zutiefst beeindruckt. 'Damals wurde mir schlagartig klar, was für ein Frevel es ist, dass die Talente von Frauen so sträflich vernachlässigt werden.'" Nicht immer Befürworter einer Quote, will Sattelberger diese Potentiale aktiv heben und verordnet seinem jetzigen Unternehmen 2010 eine Regelung. Statt wie selbstverständlich zu verlangen, dass Frauen nicht nur bessere Leistung gegenüber den "nicht hinterfragten 'Quotenmännern" zeigen müssen, um überhaupt wahrgenommen zu werden, wird nun für ein neues Bewusstsein gesorgt. In einigen gemischten Gremien beobachtet Sattelberger bereits eine Differenzierung im Stil und im Umgang mit Krisen. Die stromlinienförmige Ausbildung der meisten Business-Schools scheint noch eher auf einen maskulinen Führungsstil zu setzen und bringt "gefönte Bubis und Barbiepuppen im Businesslook" hervor, die wenig flexibel auf Überraschungen reagieren können. Die von der Telekom angebotenen Teilzeitmodelle wecken überwiegend das Interesse der männlichen Beschäftigten: "Derzeit haben wir circa 20 Manager in Teilzeitpositionen. Weitere 70 bis 80 haben schon ihr Interesse angemeldet - und zwei Drittel davon sind Männer."
"Wir wollen keine gefönten Bubis und Barbiepuppen"
Thomas Sattelberger, Personalchef der Deutschen Telekom, zieht Bilanz nach einem Jahr Frauenquote Das Gespräch führte Ileana Grabitz
Schönheitsoperationen und Botox generieren zur Burka der westlichen Frau. Lebendige Barbiepuppen bevölkern die Shows im italienischen Fernsehen. In der Dokumentation "Il corpo delle donne" wird in extrem schnellen und harten Schnitten die Fratze eines auf das Äußere fixierte Frauenbild schmerzhaft deutlich. Was das Berlusconi-Fernsehen in den Köpfen der Zuschauer anrichtet, die vorwiegend weiblich sind, ist noch gar nicht zu ermessen.


Weitere Links:

Politik:

Auch die NPD muss mit Frauen rechnen. Der weibliche Zuspruch zur rechten Partei wächst rasant. Aber konservatives Weltbild hin, nationales Volksgefühl her, rechte Frauen sind auch bei Aufmärschen dabei und fordern zunehmend ihren Teil an politischer Gestaltung. Mehr zur unangenehmen Wahrheit:
“Der rechte Slogan ‘Nationalismus ist auch Mädelsache’ ist längst gesellschaftliche Realität”
von Johannes Radke
Ein Interview mit Andreas Speit, Co-Autor des Buches “Mädelsache”, über Frauen in der rechtsextremen Szene.


50 Prozent der Spitzenjobs an Frauen?
Katharina Sorg, Stuttgart - Der Landesfrauenrat befürchtet ieinen Wortbruch der Koalitionäre. Es geht um Personalfragen bei SPD und Grüne.
In bis zu elf Ministerien gibt es mit Minister, Staatssekretär und Amtsleiter politische Spitzenposten zu vergeben. Nur, wie viele werden davon an Frauen vergeben? Versprochen hatten beide Parteien den Frauen mehr Einfluss in Wirtschaft und Gesellschaft.


Frauenquote für Topposten der Wirtschaft kommt - aus Brüssel
Während die Bundesregierung noch streitet, bereitet die EU-Kommission eine Richtlinie vor - "Verstoß gegen die Vertragsfreiheit". EU-Kommissarin Reding ist fest entschlossen: 30 Prozent der Chefpositionen sollen künftig mit Frauen besetzt werden Autor: Dorothea Siems


Berlin:

Viele Frauen in Teilzeit würden gerne länger arbeiten
Wolfgang Braun   Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Knapp die Hälfte der 36 Millionen Beschäftigten in Deutschland sind Frauen. Jede zweite arbeitet in Teilzeit, entweder in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung oder in einem Mini-Job. Das sind zusammen mehr als neun Millionen Frauen. Die Hälfte der teilzeitbeschäftigten Frauen gab bei einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) an, dass sie ihre vereinbarte Arbeitszeit gerne ausweiten würde.

Opposition erkundigt sich nach Geschlechtergerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung
Bildung und Forschung/Große Anfrage - 19.04.2011
Berlin: (hib/TYH) Die Fraktionen SPD, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen erkundigen sich nach Sachstand, Zielen, Förderprogrammen und Forschung zur Geschlechtergerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung. In einer gemeinsamen Großen Anfrage (17/5541) möchten die Abgeordneten unter anderem wissen, wie hoch der Frauenanteil an den Hochschulen bei Immatrikulationen, Studienabschlüssen, Promovierenden, Habilitierenden, Juniorprofessuren, Professuren und Leitungspositionen in mittleren beziehungsweise auf höchster Ebene ist.

Wer bremst für wen? Ökonomen untersuchen Sozialverhalten im Straßenverkehr
Mark Fallak   Öffentlichkeitsarbeit (...)
In fast 40 Prozent aller Fälle verzichteten die Verkehrsteilnehmer auf ihre Vorfahrt und ließen Fahrzeuge aus einer Seitenstraße einscheren. Bei älteren Autofahrern lag der Anteil sogar noch höher. Allerdings beharrten Frauen deutlich häufiger als Männer auf ihrem Vorfahrtsrecht, vor allem dann, wenn das andere Fahrzeug ebenfalls von einer Frau gelenkt wurde. Auch Männer diskriminierten gegen das eigene Geschlecht, verhielten sich aber umso zuvorkommender gegenüber Frauen....


Wirtschaft:

Wie lange die Blockade noch durchzuhalten ist??
Wirtschaft sperrt sich gegen Frauenquote
Jochen Gaugele und Christian Unger

Soll ein Gesetz den Anteil weiblicher Führungskräfte regeln? Arbeitgeber und Gewerkschaften streiten über die Förderung der Frauen

Manchmal liegt es "nur" an der Kommunikation...
Technische Berufe sollen keine Männersache sein
Tina Groll
Ein Projekt bringt Frauen in technischen Berufen mit Schülerinnern zusammen. Gemeinsam sollen sie Wege finden, klassische Männer-Jobs für Frauen attraktiver zu machen.

Chemie-Arbeitgeber: Keine Frauenquote
Hamburg – Der Präsident der Chemie-Arbeitgeber und BASF-Aufsichtsratschef Eggert Voscherau hat die politischen Überlegungen zur Einführung einer gesetzlichen Frauenquote für Führungspositionen scharf kritisiert. http://www.bild.de/politik/startseite/politik/telegramm-15478710,textId=17598428.bild.html


„Frauen in Führungspositionen“ - Ausstellung und Eröffnungsdiskussion
Dr. Corinna Dahm-Brey   Presse und Kommunikation

"Frauenseilschaften": Eine Messe nur für Frauen
Lilienthal. Die Zahl ist beeindruckend und durchaus überraschend: In der Gemeinde Lilienthal gibt es derzeit 435 Gewerbesteuer zahlende Frauen. Genau die möchten Lilienthals Gleichstellungsbeauftragte Heidemarie Lohmann, Andrea Vogelsang vom Sozialverband Deutschland (SoVD) und Petra Navel, selbständige Coacherin, mit ihrer neuen Initiative erreichen. Für den 25. Juni, 10 bis 17 Uhr, planen die drei Frauen die erste Frauenmesse in der Wümmegemeinde.


Kunst:

Ein Schmuddelmarkt mitten in der Gesellschaft
Lydia Cacho: Sklaverei, S. Fischer Verlag
Von Daniel Blum
Die mexikanische Enthüllungsjournalistin Lydia Cacho klagt darüber, dass die sexuelle Vermarktung von Frauen allmählich wieder aus der Schmuddelecke kommt, in die sie die Feministinnen einigermaßen erfolgreich vertrieben hatten, warnt Cacho. "Sklaverei" heißt ihr Buch zu diesem Thema.
           

Sport:

Campusgespräche zur Frauen-WM 2011
„Frauen-Fußball“ – dieses Thema ist spätestens seit der Entscheidung, die FIFA Frauen-WM 2011tm in Deutschland auszutragen in vieler Munde. Passend dazu widmen sich auch die Campusgespräche am Donnerstag, dem 5. Mai um 14 Uhr im Haus Erholung dieser sportlichen Thematik.

International:

DER ZENUS IN CHINA ZEIGT FATALE FOLGEN DER EIN-KIND-POLITIK Kleine Könige
KOMMENTAR VON SUSANNE MESSMER
 (...) Noch mehr aber als die Alten leiden die Frauen unter der Geburtenkontrolle. Seit Mao steht ihnen offiziell die "Hälfte des Himmels", also die Gleichstellung, zu.
Doch zur Ein-Kind-Politik gehören bis heute in China Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen. Die Geburtenkontrolle zieht außerdem ein katastrophales Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern nach sich. Der Zensus stellt fest: Nur 48,73 Prozent der Gesamtbevölkerung sind weiblich. Männliche Stammhalter haben wie vor hundert Jahren hundertmal mehr Wert. Weibliche Föten werden abgetrieben, weibliche Säuglinge getötet. Die "kleinen Könige", wie die Einzelkinder heißen, sind auf "Frauen-Import" angewiesen, zum Beispiel aus Vietnam.

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