Montag, 23. Mai 2011

Das waren die 19. & 20. Kalenderwochen: Sex & Crime

"Wie konnte es soweit kommen?" fragten sich die Diskutanten am Sonntagabend in der Sendung bei Anne Will. Wie konnte der (nunmehr) Ex-IWF-Chef, Ex-Anwärter auf den Elysée-Palast im New Yorker Gefängnis landen? Was ist passiert oder vielleicht auch nicht passiert, dass der mächtige Dominique Strauss-Kahn nun – nachdem die Ehegattin eine Million Dollar Kaution aus eigenem Portemonnaie hinterlegt hat – mit einer elektronischen Fußfessel ausgestattet, in einem eigens angemieteten Appartement auf seine Verhandlung wartet? Was ist so überraschend an der Anschuldigung der versuchten Vergewaltigung? Denn Strauss-Kahn genoss – wenigstens in Frankreich – den Ruf des "Verführers". Ehefrau Anne Sinclair bekannte öffentlich, stolz zu sein einen Mann, der "verführen" könne, zum Gemahl zu haben. Oder mimte sie diesen Stolz - mediengerecht. Wer weiß? Umschreibt oder vertuscht der Begriff der Verführung die z.T. gewaltsame Zudringlichkeit, die weibliche Angestellte oder Interviewpartnerinnen bei Strauss-Kahn zu gewärtigen hatten - und wohl noch hätten? Diese Frauen, gut ausgebildet, als Akademikerinnen sehr wahrscheinlich mit einem gewissen Selbstbewusstsein versehen, erstatteten keine Anzeige, klagten nicht öffentlich an, erzählten (vereinzelt) die Geschichten, die die aktuelle Anschuldigung zwar nicht beweisen, aber durchaus plausibel klingen lassen. Welches Gehör hätten sie in Frankreich gefunden, in dem gern mit amourösen Abenteuern kokettiert wird, in dem Privilegien und Geld unter Mächtigen verteilt wird, die hier kaum vorstellbar sind, jedenfalls nicht im legalen Bereich? Eine Erfahrung, die Ulrich Wickert in die Diskussion einbrachte.
Diese qualifizierten Frauen hätten wahrscheinlich nur verlieren können: ihre Position, ihre Karriereaussichten, ihre persönliche Reputation – in einem Land, in dem deutlich mehr Frauen in Vorständen zu finden sind als in Deutschland. Charmant ist das nicht.
Eine afrikanischstämmige amerikanische Hotelangestellte, hat bei der New Yorker Polizei Gehör gefunden, das Verfahren wurde eingeleitet, unabhängig ob der mutmaßliche Täter aus den Bronx stammt oder einer Elite angehört, die global über die finanziellen Geschicke von Ländern entscheidet.
Stellen wir uns die gleichen Ereignisse in Europa vor. Welche Polizei, welchen Landes hätte ähnlich konsequent reagiert?
Bernard-Henri Lévy, Berater Sarkozys, hält sich bei seiner Verteidigung nicht etwa mit der moralischen Integrität des unter Verdacht Stehenden auf, sondern wirft der als Zimmermädchen Angestellten vor, allein dort tätig gewesen zu sein. Ein 62 jähriger hochdotierter Ökonom so gefährlich wie ein Krokodil auf Freigang? Französische Journalistinnen verweigerten bereits das Vier-Augen-Gespräch mit dem mächtigen Mann.
Dominique Strauss-Kahn konnte sich in den USA offenbar nicht so selbstverständlich auf die gleichen Strukturen verlassen wie in Frankreich. Obgleich einige US-Präsidenten der Vergangenheit diesbezüglich ein ganz lustiges Leben geführt haben. Ein Old-Boys-Netzwerk mit sekundierender Unterstützung von Ehegattinnen – ganz nach dem Vorbild der First Ladys und Première Dames – sowie erpressbaren Untergebenen auf ihrem Weg nach oben stand ihm im Augenblick der Verhaftung nicht schützend zur Verfügung.
Was also ist so überraschend an den Ereignissen? Eigentlich nichts. Macht und Sex scheinen fast Geschwister, lässt man die Skandale der letzten Jahre und Jahrzehnte an sich vorüberziehen.
Die Obsessionen der Alphatiere. Sind mächtige Männer besonders anfällig für sexuelle Eskapaden? Von Bertram Eisenhauer
Ein ganz archaisches Muster: starker Mann nimmt schwache Frau. Ob sie nun will oder nicht. Wie einst in der Höhle. "Man stelle sich folgende Szene vor: Eine Frau, Anfang sechzig und schon leicht teigig im Gesicht, Direktorin eines der für die Weltwirtschaft wichtigsten Unternehmen, kommt auf einer Geschäftsreise nackt aus dem Marmorbad und wirft sich, tierhaft und gierig, auf den dreißig Jahre jüngeren Hotelangestellten, der gerade dabei ist, ihr Bett zu machen" schlägt Mara Delius in ihrem Kommentar in der Welt vor. Wildschwein im Anzug
Die Vorstellung einer vergleichbaren Situation mit umgekehrten Vorzeichen macht die eigentliche Qualität eines solchen Verhaltens deutlich. Eines Verhaltens, das ungeachtet von zunehmender Gleichstellung und Gleichberechtigung von Mann und Frau, innerhalb männlich dominierter Strukturen, wenn nicht offen bewundert so doch größtenteils - immer noch bewundernd geduldet wird. Die Überraschung im Fall DSK besteht in der Fallhöhe und ist dem Betreffenden ins Gesicht geschrieben. Der Mann, der aktuell auf den Fotos zu sehen ist, scheint kaum noch Ähnlichkeit mit dem siegesgewohnten Erfolgsmenschen zu haben. Willkommen auf der Erde. Mit einem Schlag ist der als Nachfolger Sarkozys gehandelte von einem Wertesystem in ein vollständig anderes gefallen. Was in Frankreich (fast) alle wussten und auf Kosten der betroffenen Frauen tolerierten oder sich nicht zu drucken trauten, ist in der Neuen Welt justiziabel. Die weiteren Ermittlungen bringen Frankreichs (ehemaligen) Hoffnungsträger zunehmend in Bedrängnis.
Allmählich, ganz allmählich scheinen die Zeiten vorbei, in denen ein "Hab-dich-nicht-so" gepaart mit mehr oder weniger Gewalt bei den Big Boys als Kavaliersdelikt behandelt wird. Eine wachsende Anzahl Frauen wagt zu äußern, dass sie eben gerade nicht verführt wurden. Im Dezember 2010 fiel das Urteil über den ehemaligen israelischen Präsidenten, Mosche Katsav - wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung.
Vor diesem Hintergrund wäre es sehr wünschenswert, wenn der Vorschlag von Bundeskanzlerin Merkel angenommen und die französische Finanzministerin, Christine Lagarde, als neue Chefin dem IWF vorstehen würde. Das wäre nicht nur ein Beitrag zu einer ausgewogenen Kultur ganz oben, sondern vielleicht die Möglichkeit für Frankreich, schneller Gras über die jüngste Skandal-Vergangenheit wachsen zu lassen.
Strauss-Kahn-Nachfolge - Alle warten auf Christine Lagarde Von Hendrik Ankenbrand http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E9BEE9E12E425463DB6BB4C8146B09405~ATpl~Ecommon~Scontent.html


Was sonst noch passierte:

Es geht aber auch kleiner. Viel kleiner. Sex als Gratifikation so oder so ähnlich irrlichtert es durch Presse und Talkshows. Ein ausgiebiger Bordellbesuch sollte fleißige Mitarbeiter der Versicherung Hamburg Mannheimer belohnen. Je besser die Abschlüsse, um so teurer die Damen. Wie viele AußendienstmitarbeiterINnen gab und gibt es eigentlich? Aber egal. Auch bei VW wusste mann sich schon zu amüsieren. KundINnen, die künftig eine Police bei der Hamburg Mannheimer unterzeichnen, werden nun einen sehr genauen Blick auf den netten Außendienstler werfen und ihm vielleicht auch die ein oder andere Frage zu stellen riskieren – gleichgültig ob er dabei war oder nicht.
Je größer ein Unternehmen, umso unbeweglicher die Strukturen, um so größer die Beharrungskräfte, die Frauen vom Chefsessel fernhalten. Ohne klare Ansage, sprich eine Quote als Reaktionsbeschleuniger, wird sich wohl nichts oder nur sehr, sehr langsam etwas ändern.

Mehrheit der Expertinnen fordert eine Frauenquote

Rechtsausschuss/Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Anhörung) 
Berlin: (hib/BOB) Eine deutliche Mehrheit der eingeladenen Experten hat sich für die Einführung einer Frauenquote ausgesprochen.
Der Mittelstand macht vor, wie es anders geht – mit 22 Prozent Frauen unter den Chefs. Die Folge: ausgewogene Arbeitsatmosphäre, nachhaltigere Entscheidungen und – nicht zuletzt – größerer ökonomischer Erfolg.
22 Prozent der Chefs im Mittelstand sind Frauen
Studie der Commerzbank beleuchtet den Umgang von hessischen Unternehmen mit weiblichen Mitarbeitern und Führungskräften. Von Jennifer Hein


Politik:

Fraktionsübergreifende Gemeinsamkeiten zur europäischen Forschungsförderung
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
Berlin: (hib/TYH) Erhalt des Rahmenprogramms, deutliche Mittelerhöhung und stärkere Förderung der Frauen – das waren die Gemeinsamkeiten, die bei der Sitzung des Forschungsausschusses am Mittwochvormittag zur künftigen Gestaltung der europäischen Forschungsförderung fraktionsübergreifend deutlich wurden.

Schröder verteidigt Flexi-Quote gegen Kritik der Oppositionsfraktionen
Berlin: (hib/AW) Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat die mit 30 deutschen Dax-Unternehmen ausgehandelte Selbstverpflichtung zur Förderung von Frauen in Führungspositionen am Mittwoch vor dem Familienausschuss gegen die Kritik der Oppositionsfraktionen verteidigt.
Realpolitik. Beim Outsourcen als selbstverständlich angenommene Leistungen kommen jetzt die Kosten auf den Tisch:
Kinderbetreuung - Schröder kritisiert Bundesländer
Bund, Länder und Kommunen hatten vereinbart, jeweils ein Drittel der Ausbaukosten zum Krippenausbau zu übernehmen. Bei der Vorstellung des Zwischenberichts warf Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) den Ländern allerdings Versäumnisse vor.
Von Henikre Roßbach, Berlin

POLITIK WEIBLICH - 100% MACHO-FREI
Frauen sind ein Problem. Vor allem, wenn man keine hat
Zugegeben, der Gedanke ist ein wenig verstörend. Doch ausgerechnet die neue FDP scheint Spiegel der Gesellschaft. 
Von Bettina Irion 

Personalwechsel in FDP-Spitze: Neuer Schub 
Von Rolf Seelheim 

"Wir haben die Gesellschaft verändert"
Die Welt Autor: Lars-Broder Keil
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff über die Energiewende, Frauen und Ostlöhne


In der Kommunalpolitik tut sich was, sprich an der Basis. Nichts soll bleiben, wie es ist.

Frauen an der Spitze: Politik als Vorbild
Von Nils Bickenbach
Die Wirtschaft hinkt bei weiblichen Führungskräften auch am Niederrhein hinterher. Das belegt eine Untersuchung.

Frau. Macht. Politik. Folge 30: Christine Haderthauer
Die Bayerische Staatsministerin Christine Haderthauer stand B4B SCHWABEN Rede und Antwort: Von Pippi Langstrumpf, Frauen in der CSU und warum der Mittelstand viel selbstbewusster sein sollte.

Wirtschaft trifft Politik. Zwei Frauen begegnen sich.

Mehr Frauen in die Kommunalpolitik
Dafür setzt sich KOPF, das kommunalpolitische Frauennetzwerk im Kreis Stormarn ein

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REGION WÜRZBURG - 
Ziel ist: Eine stärkere Beteiligung von Frauen
Kreisversammlung der Frauen-Union im Landkreis Würzburg mit Neuwahl und Ausblick
Gesundheit:
Ärzte Zeitung, Mentoringprogramm für junge Ärztinnen geht an den Start
Von Dr. Stephanie Thoennissen

Gesellschaft:
Frauen verlangen nach kirchlichem Recht
„Diakonat der Frau“ als katholische Perspektive diskutiert
Bräunlingen: (pm) Die Stellung der Frauen in der Gesellschaft hat sich die letzten 40 Jahre rasant gewandelt. Das Wort Frauenquote taucht in Politik und Wirtschaft immer mehr auf und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wie sieht es aber innerhalb der katholischen Kirche aus?

International:
Autofahren verboten, Firmenführen erlaubt - Saudi-Arabien lockert Regeln für Frauen
Von Inga Michler
Auf dem Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum in Berlin fordern Geschäftsfrauen mehr Rechte und weniger Bürokratie. 


Eine Welt mal so ohne Frauen:

China
Weg von der Ein-Kind-Politik
Die Bevölkerungsentwicklung in China ist dramatisch: Die Volksrepublik altert, bevor sie reich geworden ist. Und auch ein „Millionen-Überschuss“ an Männern gefährdet die soziale Stabilität.
Von Till Fähnders
Missbrauch in Afghanistan
Die Tanzknaben vom Hindukusch
In Afghanistan halten sich einflussreiche Männer Jungs im Alter zwischen elf und sechzehn Jahren zum erotischen Zeitvertreib. Die UN wollen dagegen vorgehen. Doch das „Knabenspiel“ hat Tradition.

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