Samstag, 30. Oktober 2010

Das war die 43. Kalenderwoche: Frauen - Wirtschaft - Politik und harte Bandagen

"Die Welt der Zukunft gehört den Frauen" lautet eine Überschrift im Hamburger Abendblatt, das sich auf Artikel des schwedischen Professors für Genetik und Biologie, Arne Jernelöv, beruft. In "Amazonia - die Welt der Zukunft, die von Frauen beherrscht wird" kommt es eben weniger auf Muskelkraft und Kampfeswillen an, sondern auf "Empathie und soziale Intelligenz", so der Professor und belegt dies mit einem Vergleich von Stellenausschreibungen über fünf Jahrzehnte. Genügte es in den 50er Jahren noch "ordentlich" zu sein, kommt es heute auf die Fähigkeit zur Zusammenarbeit an.
Damit dieses goldene Zeitalter ein bisschen schneller Wirklichkeit wird, plädiert die CSU für die Frauenquote. Das deutsche Handwerk scheint von der neuen Weiblichkeit schon zu profitieren, sind jetzt bereits 27 Prozent der Lehrlinge Lehrlinginnen und in jedem vierten Betrieb der Chef eine Chefin.
Damit Frauen, die auch in unserem Land unter archaischen Strukturen zu leiden haben, erste Schritte in Richtung Selbstbestimmung machen können, soll nun die Zwangsverheiratung ein eigener Straftatbestand sein. Fünf Jahre Haft können dann jenen drohen, die Tochter, Schwester oder Cousine unter den Schutz eines Ehemanns zwingen.
Wie gut die Frauen Nepals auf diesen Schutz verzichten können, davon weiß die taz zu berichten. In dem hinduistisch geprägten Land, wo die Geburt eines Mädchens häufig als Fluch gilt, gibt es im Distrikt Chitwan nicht viel, auch Männer nicht. Die sind zum Jagen in die Golfstaaten gegangen oder zu den Streitkräften. Ungestört gründen Frauen Kooperativen, organisieren sich auch jenseits von Haus und Hof für eine effektivere Versorgung mit Nahrungsmitteln. Die Vorsitzende der Fischerei-Kooperative findet, Männer haben dabei nichts zu suchen: "wenn Männer bei uns mitmachten, würden sie versuchen, die wichtigen Funktionen an sich zu reißen. Da bleiben wir lieber unter uns." Männer sind besser im Ausland aufgehoben, wo sie Erfahrungen machen und lernen, Althergebrachtes zu prüfen und ggf. der Vergangenheit zu überlassen.
Im arabischen Kleinstaat Bahrein - Austragungsort der „Arab Women's Football ARABIA Cup 2010“ – haben es Frauen immerhin schon bis in die Politik geschafft; denn bei der diesjährigen Wahl gelangt nun zum zweiten Mal eine Frau ins Parlament – wie bereits 2006.
Meg Whitmann (Ex-Ebay-Chefin) und Carly Fiorina (Ex-HP-Chefin) liefern sich in diesen Tagen einen Kampf mit harten Bandagen um politische Posten in Kalifornien. Einst auf den mächtigsten Vorstandsposten in den USA, scheinen beide durch das raue Klima – ganz oben - geprägt. Ob allein wirtschaftliche Gründe die ehemalige HP-Chefin dazu veranlasst haben, innerhalb von sechs Jahren 30.000 Mitarbeiter zu entlassen, oder möglicherweise auch der Druck, den Beweis zu erbringen, dass frau notfalls hart wie ein Kerl durchgreifen kann, bleibt Spekulation. Schließlich teilte sie das Schicksal ihrer ehemals Untergebenen, was die HP-Aktie deutlich steigen ließ. Diese Vergangenheit ist keine gute Voraussetzung, um Sympathie bei den Wählern zu gewinnen. "Empathie" und "soziale Kompetenz" sind schwer bilanzierbare Größen, die aber im Wahlkampf durchaus zu harten Fakten generieren können. Meg Whitman hat es da etwas leichter, wirkte sie doch an dem Erfolg von Ebay zehn Jahre lang mit und schuf Arbeitsplätze. Nun verfügt sie über ein stattliches Vermögen, das ihr Streben nach dem Amt als Gouverneurin des Sonnenstaates finanziert. Viel hilft aber nicht immer viel – auch nicht Geld. Mit ihrem ruppigen Boss-Verhalten überzeugt sie in einer Fernsehshow wenig als künftige Landesmutter und verhilft eher ihrem demokratischen Gegner Jerry Brown auf Platz eins in den Umfragewerten.
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es eben noch lange nicht Dasselbe. Männliche Muster kopieren reicht nicht.
http://www.handelsblatt.com/politik/international/meg-whitman-und-carly-fiorina-von-der-konzernspitze-in-die-grosse-politik;2677933

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