Freitag, 8. Oktober 2010

#Frauenquote für #Aufsichtsräte? "Kein Pool für Frauen"?


Österreich ist uns voraus! Während in Deutschland ca. 2,5 Prozent in Aufsichtsräten sitzen, schafft es Österreich auf stattliche 8,7 Prozent. Zwar treffen Frauen "mehr als 80 Prozent aller Kaufentscheidungen", aber soooo schnell sollen sie doch nicht an die entscheidenden Schnittstellen gelangen, vor allem nicht per Quote wie Klaus-Peter Müller (Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher CGK) meint. Aha, also die Erfahrungen in Frankreich oder Norwegen für Deutschland irrelevant? Mehr Krippenplätze sollen das Problem lösen? Sicher ein wichtiger Faktor! Andere Schwerpunkte in der Ausbildung? Selbst In der Bau- oder Zementindustrie dürften die Vorstände nicht mehr am Zementmischer stehen, wenn sie das jemals getan haben und nicht gute Jouristen, Betriebs- oder Volkswirtschaftler sind. Hier wird sie sichtbar, die Glasdecke, an die frau stößt, wenn sie nach oben strebt. Dazu gehört u.a. eine fast kontinuierliche Präsenzpflicht, um die Claims abzustecken. Das lässt sich mit einem nennenswerten Familienleben nur schwer vereinbaren - Krippenplätze hin oder her.

Müller: "Wir haben keinen Pool für Frauen"

Mehr als 80 Prozent aller Kaufentscheidungen werden von Frauen getroffen: Welches Auto, welches Haus oder welcher Computer. Die Wirtschaft ist vom weiblichen Geschlecht abhängig. Dennoch muss man Frauen in Top-Positionen mit der Lupe suchen: In lediglich 2,5 Prozent von 200 deutschen DAX-Unternehmen sitzen Frauen im Vorstand. Bei den Aufsichtsräten (AR) sieht es ähnlich aus. In Österreich sind gerade 8,7 Prozent der AR weiblich. Das ruft europaweit Politiker auf den Plan, eine Quotenregelung zu fordern und den bislang freiwilligen Verhaltenskodex für börsenotierte Unternehmen, den Coporate Governance Kodex (CGK), in ein Gesetz zu gießen.
Kein Gefallen
Klaus-Peter Müller, Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher CGK und AR-Chef der Commerzbank, steht dem äußerst skeptisch gegenüber: "Der Gesetzgeber würde rasenmähermäßig über alle Unternehmen drüber fahren und keine branchenspezifischen Unterschiede machen." Dies sei jedoch elementar, denn es liege in der Natur der Sache, dass Frauen in der Bau-, Zement- oder Montanindustrie eher dünn gesät seien, während es in der Bank- und Versicherungsbranche einen hohen Frauenanteil gebe.
Müller warnt auch vor unüberlegten Schnellschüssen: "Wenn die Politik zu hektisch zu viel verlangt, tut sie niemanden einen Gefallen - vor allem den Frauen nicht, denn eine Quotenbesetzung ist das Schlimmste, was ihnen passieren kann." Die Politik solle hingegen bessere Voraussetzungen dafür schaffen. Vielzitierte Vergleiche mit Frankreich oder Norwegen, die über eine sehr hohe Frauenquote verfügen, lässt Müller nicht zu: "Die Politik darf nicht vergleichen, wo sie die Voraussetzungen nicht geschaffen hat." Die geringe Quote sei nämlich auf die mangelnde Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen zurückzuführen. Einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge hat jede zweite Frau ihre beruflichen Karrierewünsche wegen Familie und Beruf geändert. "Hier müssen wir ansetzen, wenn sich nachhaltig etwas ändern soll", so Müller.
Dritte Managerebene
Zudem warb er für Augenmaß und keine Hau-ruck-Aktionen, denn Aufsichtsräte seien für mehrere Jahre bestellt und man könne bestehende Mandate nicht beenden, nur um sie mit Frauen zu besetzen. Aufgrund der Kodexänderung für mehr Frauen in AR erwarte er im Zuge nächster AR-Wahlen deutliche Veränderungen.
Die Unternehmen fordert der Experte diesbezüglich auf, jetzt die dritte Managementebene mit Frauen aufzustocken. Denn diese brauche rund zehn Jahre, um in eine Vorstandsposition zu kommen. "Man kommt nicht mit dem Fallschirm in der Führungsebene an", so Müller über die unternehmensinterne Führungskräfteentwicklung. Zudem plädiert er zur Errichtung eines Pools über verfügbare Frauen mit ausreichender Qualifikation für AR-Mandate. Denn: "Das größte Problem ist, dass wir gar keinen Pool haben." Kontrapoduktiv ist nämlich auch, wenn sich alle börsenotierten Unternehmen plötztlich um die wenig verfügbaren Frauen reißen.

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